Zwar steht es als gewähltes "Unwort des Jahres" in den Annalen - Deloitte-Partner Christian Havranek rückt aber nicht ab vom Terminus "Human Capital", wenn es um Mitarbeiter geht. Immerhin: Investitionen seien gefragt, dieses Kapital bedürfe der Pflege und der Mehrung. Erfolgreiche Unternehmen, so Havranek, "haben ein Menschenbild des Respekts, fordern und fördern die Mitarbeiter und reden offen". Diese Tugenden will er auch als Motto zum Thema "Human Capital" verstanden wissen.
Notwendige Führungskompetenz
Das alles, sagt Bawag-Boss David Roberts, seien Leadership-Fragen. Human Capital sei eine notwendige Führungskompetenz, ein "contact sport" in Form von Kommunikation. Die Bawag strebe nach einer "employment proposition" - das lege er "top-down" an: Zuerst: Sind die vorhandenen 400 Führungskräfte die besten? Dann die Suche nach den Besten für Training und Development. Diversität ist für ihn ein zentrales Thema beim Aufbau von Human Capital. Dass die Konjunktur Humankapitalthemen gelegentlich recht schnell wandeln kann, ist ihm offenbar bewusst, denn er hält in der aktuellen Situation eine "steady hand" für gefragt.
Die Grundregeln guten Bankings
Zur aktuellen Krise erinnert er an die Renaissance der schlichten Grundsätze guten Bankings: a) Tu es nicht, wenn du es nicht verstehst. b) Wenn du das Produkt selbst nicht kaufen würdest, verkaufe es nicht. c) Wenn du den Kunden nicht kennst, borg ihm kein Geld. Angesichts der Krisensituation auf den US-Märkten sei Österreich allerdings ein vergleichsweise sehr guter Platz, so Roberts.
"Permanente Erneuerung der Fähigkeiten"
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gab sich zuversichtlich, dass Österreich rezessionsresistent bleiben könne. Rezession in drei großen europäischen Volkswirtschaften machten es allerdings "etwas ungemütlich". Humankapital wertet er als "Voraussetzung", um "dabei zu sein", das heiße: möglichst viele möglichst Qualifizierte. "Anwendungseliten" und "universitäre Eliten" lieferte er dazu Deloitte-Partnerin Gundi Wentner als Stichworte. Förderung und Forderung von permanenter Erneuerung der Fähigkeiten sei der Imperativ zum Thema Human Capital, sagte Gusenbauer. Eine Ausbildung allein sei ja längst kein Ticket mehr durch ein Berufsleben. Diesen Imperativ, so scheint es ihm, hätten die Unternehmer schon eher erkannt als die Politiker in Österreich. (kbau, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.9.2008)