Ein dreiköpfiges Killerkommando der Camorra hat in Kampanien sieben Männer ermordet. Zunächst erschossen die Täter in Baia Verde zwischen Neapel und Caserta den Besitzer eines Spielsalons, der als Mitglied des Mafiaclans Schiavone galt. Der 53-Jährige war mehrfach vorbestraft. Zwanzig Minuten später eröffnete das schwerbewaffnete Mordkommando bei Castelvolturno das Feuer auf eine Gruppe afrikanischer Immigranten.

Fünf von ihnen starben im Kugelhagel, ein Sechster erlag wenige Stunden später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Ein weiterer Einwanderer schwebt noch in Lebensgefahr.

Nach der Bluttat kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und aufgebrachten Immigranten, die sich als "Freiwild" bezeichneten. Nach Überzeugung der Ermittler ist der brutale Mord auf die Weigerung afrikanischer Dealer zurückzuführen, der Camorra das von ihr geforderte Schutzgeld zu bezahlen. Als Warnung sei letzthin das Haus eines Nigerianers beschossen worden.

Ein Teil der zahlreichen Immigranten lebt von Gelegenheitsarbeiten wie der Tomatenernte, andere lassen sich von der Camorra als Dealer anwerben. Augenzeugen berichteten, die drei Täter seien in einem Wagen mit Blaulicht vorgefahren und hätten kugelsichere Westen mit der Aufschrift Carabinieri getragen. Das Kommando habe aus einer Kalaschnikow und mehreren Pistolen fast hundert Schüsse abgegeben.

Die Polizei verdächtigt die drei untergetauchten Camorra-Killer Alessandro Cirillo, Giuseppe Setola und Giuseppe Letizia, das Massaker verübt zu haben. Die drei Mitglieder des Casalesi-Clans gehören zu den gefährlichsten Verbrechern auf Italiens Fahndungslisten. Polizeichef Antonio Manganelli hat einen eigenen Sonderstab der Kriminalpolizei nach Kampanien entsandt. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD Printausgabe, 20./21.09.2008)