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Die Verunsicherung auf der Geburtenstation im LKH Gmunden ist nach den jüngsten Ereignissen groß. Für Patientinnen und künftig Gebärende wurde eine eigene Hotline (050 554/73-222 55) eingerichtet.

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Linz - Fakt ist, dass die Krankengeschichte der 42-jährigen Frau, die am 2. September kurz nach der Geburt ihres vierten Sohnes verstarb, nachträglich manipuliert wurde. Der behandelnde Oberarzt wurde dafür suspendiert, der Primar musste seinen Hut nehmen - Der Standard berichtete. Jetzt scheint sich auch der Verdacht zu erhärten, dass bei einer Notoperation gepfuscht wurde.

Der von der Staatsanwaltschaft Wels beauftragte Linzer Gerichtsmediziner Johann Haberl untersuchte am Freitag die Gebärmutter der Verstorbenen. Die Frau hatte, laut einer ersten Sektion im Krankenhaus Vöcklabruck, einen Uterusriss erlitten und war in weiterer Folge innerlich verblutet. Den besagten Riss bestätigt auch Haberl nach der neuerlichen Untersuchung am Freitag. Seine belastende Erkenntnis: Der Riss wurde offenbar nur unzureichend versorgt. "Bei dem von mir untersuchten Organ sieht man genau, dass ein oberflächlicher Riss von den Ärzten erkannt und auch entsprechend behandelt wurde. Scheinbar übersehen wurde aber, dass sich der Riss tieferliegend fortsetzt. Dort wurde nicht behandelt", erläutert Haberl im Standard-Gespräch. Ein Riss, der in die Tiefe gehe, sei nicht ungewöhnlich, da eine Gebärmutter aus "muskulärem Gewebe" bestehe und es "nie zu einem geraden Riss" komme. "Der Riss fängt an der Oberfläche an und setzt sich dann meist irgendwo fort", sagt Haberl.

Ob dies ein erfahrener Gynäkologe nicht wissen müsste? "Davon kann man ausgehen. Vor allem bei geöffneter Bauchdecke müsste dies erkennbar sein. Aber das muss in dem konkreten Fall noch durch ein weiteres gynäkologisches Gutachten geklärt werden", sagt Haberl. Die beiden betroffenen Ärzte waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bei ihrer Unterredung mit dem Spitalserhaltung Gespag am Mittwoch haben sie lediglich zugegeben, im Nachhinein in die Dokumentation ein zweites "Beratungsgespräch" mit der werdenen Mutter während der Geburt eingefügt zu haben. Doch dieses Gespräch habe nie stattgefunden, erklärt Gespag-Sprecherin Jutta Oberweger.

Prüfung weiterer Akten

Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger (SP) hat am Freitag für eine Überprüfung zehn Patientenakten vom LKH Gmunden angefordert, laut denen die Werte der Neugeborenen (Atmung, Hautfarbe des Säuglings etc.) nicht optimal waren. Aus der Patientendokumentation müsste der Grund dafür eindeutig ersichtlich sein. Wenn keine nachvollziehbaren Rückschlüsse möglich seien, bestehe der Verdacht weiterer Manipulationen. Doch, so betont Stöger, bisher ge-be es keinerlei Anzeichen dafür: "Nach wie vor handelt es sich um einen Einzelfall." Die Polizei ermittelt weiter in der Causa.

Der Ehemann der Verstorbenen hat nach den jüngsten Entwicklungen den Vöcklabrucker Anwalt Roland Schachinger als rechtlichen Beistand beauftragt. "Es wird kommende Woche ein erstes Gespräch mit dem Spitalserhalter Gespag geben. Wir streben eine außergerichtliche Einigung an. Und ich gehe davon aus, dass das nach den jüngsten Entwicklungen auch im Sinne der Gespag ist", ist Schachinger überzeugt. Eines sei aber klar: "Kein Geld der Welt kann die Mutter ersetzen." (Kerstin Scheller, Markus Rohrhofer, DER STANDARD Print-Ausgabe, 20./21.09.2008)