Wien - Beim Abverkauf seiner "Non-Group-Activities" lässt sich Siemens nicht lumpen. Die zum Verkauf stehenden Teile der Elektronikwerke Wien, Linz und Siegendorf (Simea) werden - wie es sich für den "Siemens-Bank" genannten Elektromulti gehört - großzügig mit Kapital ausgestattet.

Wie der STANDARD aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, will Siemens beim Simea-Verbund in den nächsten Jahren nicht nur mit einer Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) an Bord bleiben, sondern selbigen auch entschulden und mit "bis zu 30 Millionen Euro" Mezzaninkapital ausstatten. Um die insgesamt 620 Arbeitsplätze zu erhalten und zu verhindern, dass die Mitgift von den Käufern "nicht verbraten" und die unrentablen Teile zugesperrt werden, soll das Siemens-Geld in mehreren Tranchen zur Verfügung gestellt werden, schildert ein Teilnehmer der donnerstäglichen Aufsichtsratssitzung das Procedere.

Geringe Überlebenschancen

Ob damit die drei Fertigungsstandorte - die Produktpalette reicht von Drehstromabnehmern für Straßenbahnen über Hausgeräte-Elektronik und Schaltschränken bis zu Metallmechanik wie Behindertenrampen oder Medizintechnik-Koffern - lebensfähig ist, bleibt abzuwarten. Denn der - trotz Förderungen - stets defizitären Simea-Siegendorf geben Siemensianer ohne ihr Schwesterwerk in Sibiu in Rumänien eher geringe Überlebenschancen. Nach Auslaufen der Förderungen brauchte Siegendorf 22,5 Mio. Euro Zuschuss.

Dass sie ein zukunftsweisendes Konzept haben, müssen Friedrich Pressl (bis 2003 Geschäftsführer Siemens Verkehrstechnik) und Ernst Mayrhofer erst beweisen. Der Aufsichtsrat der Siemens AG Österreich hat das MBO jedenfalls an Auflagen gekoppelt.

Fix ist seit Donnerstag auch, dass Siemens künftig ein bisschen weniger Bank mit angeschlossener Elektroabteilung ist: Der Verkauf des hauseigenen Finanzdienstleisters Innovest Kapitalanlage AG wurde - rechtzeitig für den Jahresabschluss (30. September) - unter Dach und Fach gebracht. Der Vermögensverwalter und Wertpapiervermittler Innovest - nicht zu verwechseln mit der Siemens Pensionskasse, die 49 Prozent an Innovest hält - geht an die Hypo-Niederösterreich in St. Pölten, konkret an Hypo Investmentbank, Hypo Capital Management und Cinno Privatstiftung Der Kaufpreis beträgt knapp 45 Mio. Euro.

Ins Stocken geraten ist die Auslagerung des Betriebsärztlichen Dienstes. Die ÖBB hatten an der Vergrößerung der im Eigentum von ÖBB (34 Prozent) und Eisenbahnerversicherung stehenden Arbeitsmedizin-Firma Wellcon kein Interesse. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.9.2008)