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Chinesische Eltern stellen sich mit ihren Kindern im Stadion von Nanjing zur Nierensteinuntersuchung an.

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Peking/Berlin - Nach dem Skandal um verseuchte Milchprodukte will die chinesische Regierung die gesamte Molkerei-Industrie des Landes überprüfen. Lokale Behörden sind aufgefordert, grundlegende Änderungen im Milchmarkt und bei Molkereiprodukten herbeizuführen, hieß es in einem Papier, das der Staatsrat nach einer Krisensitzung am Freitag veröffentlichte. Zugleich soll sichergestellt werden, dass die Bevölkerung mit ausreichend heimischen Produkten versorgt wird, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag.

In China waren 6.200 Kinder an Nierensteinen erkrankt, nachdem sie mit kontaminierter Babynahrung gefüttert worden waren. Vier Säuglinge starben. Der Hersteller Sanlu hatte Trockenpulver mit Melamin vermischt, um einen höheren Eiweißgehalt der minderwertigen Milch vorzutäuschen. Die giftige Chemikalie wird in der Industrie als Bindemittel verwendet. Auch in Frischmilch der großen Erzeuger Yili, Mengniu und Bright Dairy ist Melamin gefunden worden. Die Regierung entzog den drei Unternehmen das Qualitätssiegel "erstklassige Marke".

Der Staatsrat versprach, die für den Lebensmittel-Skandal verantwortlichen Hersteller, Kontrollbehörden und Funktionäre zu bestrafen. Das größte Augenmerk sei jedoch auf die Rettung erkrankter Kinder gerichtet. Die Kontrolluntersuchungen in ländlichen Gegenden sollen ausgeweitet werden. Krankenhäuser seien angewiesen, kostenlose Checks und Behandlungen anzubieten.

Der chinesische Präsident Hu Jintao warf lokalen Parteikadern schwere Versäumnisse vor: In diesem Jahr habe es mancherorts "schlimme Unfälle" bei der Sicherheit von Lebensmitteln gegeben, die "schwere Schäden für das Leben und die Gesundheit" der Bevölkerung nach sich gezogen hätten, sagte Hu laut einem Bericht der staatlichen "Volkszeitung" vom Samstag auf einer Veranstaltung der Kommunistischen Partei Chinas. Diese Vorkommnisse zeigten, dass manche Parteiverantwortlichen den Sinn für "Prinzipien, Allgemeinwohl, Verantwortung und Leiden" verloren hätten. Er forderte die Partei auf, sich für das Wohl der Bevölkerung einzusetzen.

In chinesischen Milchprodukten war die Chemikalie Melamin gefunden worden. Durch den Stoff, mit dem ein höherer Eiweißgehalt des Produktes vorgetäuscht werden soll, starben in China bereits vier Säuglinge, mehr als 6.200 Babys erkrankten. Die philippinische Regierung wies am Samstag die zuständigen Behörden an, die Einfuhr von verdächtigen Milchlieferungen aus China zu stoppen. Nach Medienberichten hatten einige Geschäfte auf den Philippinen Produkte der betroffenen chinesischen Firmen verkauft.

China hat keine von der EU anerkannten Prüfverfahren für Rückstände und exportiert deshalb keine Milchprodukte in die EU. (APA/dpa)