Übergibt das Wort an sein Gegenüber: Alfred Dorfer leitet ab Montag Gespräche über Kunst und Kultur im ORF-Programm.

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Zum Gespräch mit "Artgenossen" lädt Alfred Dorfer erstmals am Montag um 22.30 Uhr im ORF. Warum humorfreier, aber respektvoller Palaver ein dringender Wunsch war, verriet er Doris Priesching.

STANDARD: Die ersten Ausgaben der neuen Reihe bringen Gespräche über Theater, Architektur und Pathologie. Ein geordneter Rückzug aus Satire und Kabarett?

Dorfer: Gar nicht. Es gibt nichts Ernsthafteres als guten Humor. Ich spiele weiterhin mein Programm "Fremd", hatte lediglich eine längere Pause. "Dorfers Donnerstalk" geht einmal im Monat weiter. Ich habe weder eine Imagekorrektur vor, noch plane ich, mit Mitte vierzig den zweiten Bildungsweg einzuschlagen. Mir fehlte ein Format im österreichischen Fernsehen, in dem eine halbe Stunde lang ungeschnitten gesprochen werden kann.

STANDARD: Vielleicht hängt es ja mit einer subjektiven Sehnsucht zusammen: Endlich wirklich ernst genommen zu werden – nicht als Spaßmacher, sondern als Geistmensch?

Dorfer: Ich hatte nie das Problem, nicht ernst genommen zu werden. Ich habe mich immer als Angebot verstanden, und wer mich nicht ernst nimmt, hat sicher seine Gründe.

STANDARD: Wer bestimmt die Gesprächspartner? Sie oder der ORF?

Dorfer: Meine Gesprächspartner suche ich ohne Vorgabe vom ORF aus. Der Kulturbegriff der Gespräche ist breit gefasst. Es ist also egal, ob das Wissenschafter oder Leute aus Kunst und Kultur sind. Ich möchte mit Menschen reden, die sehr Interessantes zu sagen haben. Es ist nicht die Aufgabe, das vierte Interview vom selben zu machen, den man schon dreimal in irgendeiner Kulturleiste gesehen hat.

STANDARD: Warum ist Matthias Hartmann der Erste?

Dorfer: Weil er in einem Jahr im Burgtheater antritt. Friedrich Achleitner kommt danach und ist, gemessen an seiner Bedeutung, für dieses Land viel zu wenig beachtet. Es reizte mich, mit ihm die Schizophrenie von Literatur und Architektur zu besprechen. Die für mich übrigens keine ist. Der Pathologe schließlich ist mein ganz persönliches Interesse.

STANDARD: Von wem ging die Initiative zur Reihe aus?

Dorfer: Es war schon lange mein Wunsch, solche Gespräche zu sehen. Ob mit mir oder jemandem anderen, war mir egal. Vor einiger Zeit wurde ich von Alexander Kluge interviewt. Das war ein weiterer Schub in die Richtung, diese Idee umzusetzen. Der ORF ließ rasch einen Piloten drehen.

STANDARD: Was gefällt Ihnen an Kluges Art der Gesprächsführung?

Dorfer: Erstens der absolute Respekt vor dem Gesprächspartner. Zweitens sein Background, den er zum Gespräch mitbringt. Seine Recherche ist höchst professionell. Das imponiert mir.

STANDARD: Welche Talker im US-Fernsehen mögen Sie?

Dorfer: Jay Leno. Weil ich an ihm Professionalität, Schnelligkeit und Umgang mit der Sprache schätze.

STANDARD: Wie erleben Sie den Rollenwechsel vom Kommentierenden zum Fragenden?

Dorfer: Es fällt mir nicht schwer, mich zurückzunehmen. Ich will kein Moderator sein, der von sich auch noch sagt, dass er belesen und selber sehr gescheit ist. Meine Aufgabe ist, den Motor anzuwerfen und meinem Gegenüber die Möglichkeit zu eröffnen, sich zu entfalten. Ich bin nicht bestrebt, etwas aus ihm rauszuholen, was er nicht sagen will.

STANDARD: Im nächsten "Donnerstalk" treten Sie gegen die parallel laufende Elefantenrunde an. Was dürfen wir erwarten?

Dorfer: Ich möchte umschalten und die Diskussion live kommentieren. Wenn das fad wird, übergebe ich an die Mascheks. Erwin Steinhauer kommt als Meinungsforscher Fritz Plasser. Wir werden voraussagen, wie die Wahl ausgeht.

STANDARD: Die neue Reihe kommt zu einer Zeit, da sich der ORF Konzeptlosigkeit nachsagen lassen muss. Stimmt der Vorwurf, oder sind Sie in Wahrheit Teil einer langfristigen Strategie?

Dorfer: Ideenvielfalt und Kreativität sind verbesserbar. Aber ich arbeite ja schon daran, dass der ORF schöne, neue Konzepte bekommt: Ich mache Gespräche und "Dorfers Donnerstalk". Abgesehen davon denke ich, dass wir übernächstes Jahr wieder eine Gebührenerhöhung haben werden. Der ORF wird erdrückt von seinen Pensionen. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 22.9.2008)