New York - Für die britische Bank Barclays ist der Weg zur Übernahme von Filetstücken der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers frei. Ein New Yorker Konkursgericht genehmigte am Wochenende die Übernahme der Kernsparten Investmentbanking sowie Handel mit Aktien und festverzinslichen Wertpapieren in Nordamerika für rund 1,75 Milliarden Dollar. Zudem sind die Briten Kreisen zufolge an Lehmans Europa-Geschäft interessiert, haben dabei laut Medienberichten aber in Japans Nomura Holdings einen Mitbewerber.

Transaktion "das einzig mögliche"

Japans größtes Brokerhaus werde für Lehmans Europageschäft bieten, berichteten am Sonntag übereinstimmend die japanische Zeitung "Mainichi" und die britische "Sunday Times". Laut "Mainichi" sind die Japaner besonders an den Sparten Unternehmenstransaktion und Aktienhandel interessiert. Ein Nomura-Sprecher äußerte sich nicht zu den Berichten, erklärte aber, man prüfe immer mögliche Optionen. Inzwischen wurde bekannt, dass die Japaner das Asien-Geschäft von Lehman Brothers übernehmen (siehe Artikel).

In der Nacht zum Samstag hatte ein Gericht die vereinbarte Barclays-Übernahme von Lehmans Kerngeschäfts in Nordamerika nach geringfügigen Änderungen genehmigt. "Ich muss dieser Transaktion zustimmen, denn es ist die einzig mögliche", sagte Richter James Peck nach siebenstündiger Verhandlung.

Mitarbeiter-Wechsel

Barclays rechtfertigte den heruntergesetzten Preis damit, dass Lehmans Handelsbestände geschrumpft seien und die Bewertung der Immobilienvermögen, darunter auch der prestigeträchtigen Zentrale der Traditionsbank in New York, weniger ergeben hätten als erwartet. Im Rahmen der Übernahme sollen rund 10.000 der 26.000 Lehman-Mitarbeiter zu Barclays wechseln. Die jetzt gekauften Lehman-Teile sollen in der Sparte Barclays Capital aufgehen. Die Integration soll laut Konzernangaben Rich Ricci als für das operative zuständiger Vorstand beaufsichtigen.

Barclays, die drittgrößte britische Bank, hatte Verhandlungen über einen vollständigen Kauf von Lehman eine Woche zuvor platzen lassen, weil die US-Regierung keine Garantien übernehmen wollte. Daraufhin brach Lehman zusammen. Die Briten verfolgen seit längerem das Ziel, die US-Investmentbanken direkt in ihrer Hochburg Wall Street anzugreifen. (APA/Reuters)