Wien - Los Angeles "als Heimstätte einer gewaltigen Filmindustrie namens 'Hollywood', aber auch vieler unabhängiger, minoritärer Filmbewegungen" steht im Zentrum der diesjährigen Retrospektive (5.10. bis 5.11.) im Filmmuseum im Rahmen der Viennale (17. bis 29.10.). Kurator Thom Andersen will "ein schillerndes Bild des wirklichen Los Angeles" zeigen, heißt es in der Ankündigung: Facetten darin sind "Film noir und Avantgarde, Oscar-Preisträger und schwuler Underground, urbanistischer Essay und Genre-Reißer, klassischer Slapstick und Rockmusik".

Kollektives Gedächtnis

"Bilder der Stadt wurden ins Gedächtnis von vielen Millionen Menschen eingeprägt", sagt Andersen in der Ankündigung von Viennale und Filmmuseum über jene fast hundert Jahre, in denen die kalifornische Stadt Zentrum der weltweiten Filmproduktion war - und immer noch ist. Los Angeles sei die ehemalige Stadt der Zukunft und ein "Versuchsgelände, wo sich Filme und die wirkliche Welt überschneiden."

Andersen hatte 2003 mit seinem Essayfilm "Los Angeles Plays Itself" für Aufsehen gesorgt. Die Retrospektive soll nun den Ansatz dieses Films erweitern und sich der "historischen und zeitgenössischen Stadt und ihren Filmlandschaften" widmen. Zu sehen ist u.a. der "erste bedeutende Film über Los Angeles", Josef von Sternbergs Debüt-Film "The Salvation Hunters" (1925), der erst heuer restauriert worden war. Am weiteren Programm stehen Spielfilme, dokumentarische und experimentelle Arbeiten, Videos und Studentenfilme - "manchmal von Regisseuren, die später berühmt wurden", wie George Lucas.

Film Noir

Aber ebenso gibt es Filme von Regisseuren, die danach nie wieder drehten. Diese "Minor Cinemas" "enthüllen oft mehr über die Stadt und ihr soziales Ethos als ihre kommerziellen Gegenstücke", so Andersen. So sei es "bemerkenswert, wie die Filme von Maya Deren & Alexander Hammid, Kenneth Anger und Curtis Harrington von Mitte der 1940er Jahre den Film Noir nicht nur evozieren, sondern antizipieren."

Ebenso am Programm: Die "Querverbindungen zwischen Kino, Zeitung und moderner Literatur" präsentiert Hanns Zischler am 20.10.: Der Berliner Schauspieler und Autor stellt sein neues Buch "Nase für Neuigkeiten. Vermischte Nachrichten von James Joyce", ebenfalls im Rahmen der Viennale, vor.

Tony Conrad

Das Filmmuseum ist im Oktober auch bei einem weiteren Festival Teil des Programms: Dem amerikanischen Filmemacher, Videokünstler, Musiker und Komponisten Tony Conrad ist unter dem Motto "DreaMinimalist" heuer ein großer Schwerpunkt des Festivals Wien Modern (26.10. bis 16.11.) gewidmet. Von 26. bis 31. Oktober präsentiert der 68-jährige Künstler an verschiedenen Wiener Veranstaltungsorten, darunter am 30.10. auch das Filmmuseum, sein "bahnbrechendes Schaffen in allen Sparten - in Form von Konzert-Performances, Lectures sowie Film- und Videovorführungen", heißt es in der Ankündigung. "Sein Werk changiert zwischen Reduktion und Exzess und generiert daraus ekstatische Seh- und Hörerlebnisse." (APA)