Innsbruck - Die Medizinische Universität Innsbruck hat als Reaktion auf die Kritik im Zusammenhang mit der umstrittenen Zelltherapie bei Harninkontinenz ein Gremium ins Leben gerufen, das künftig die Qualitätssicherung in der Forschung gewährleisten soll. "Für das Scientific Integrity Board sind drei international renommierte Wissenschafter nominiert worden, die Richtlinien und Vorgangsweisen für die Überprüfung der wissenschaftlichen Standards erarbeiten sollen", erklärte eine Sprecherin des Universitätsrates am Montag.

Das Gremium sei weder organisatorisch in die Medizin-Uni integriert noch weisungsgebunden. "Das Board wird vollkommen frei arbeiten und die Qualitätsstandards unabhängig von der Uni festlegen", meinte die Sprecherin. Das Gremium werde sich aus Prof. Peter Suter von der Schweizer Akademie der Wissenschaften, Univ.-Prof. Christine Manhalter von der Medizinischen Universität Wien und Prof. Peter Schick von der Universität Graz zusammensetzen. Bei einem Treffen nächste Woche werde sich das Gremium konstituieren und die Geschäftsordnung festlegen.

Der Anlass

Anfang April dieses Jahres waren die Behandlung mittels Stammzellentherapie gegen Harninkontinenz und das Vorgehen der Innsbrucker Urologen nach der Klage eines deutschen Patienten ins Kreuzfeuer der Kritik geraten: Dieser hatte die TILAK (Tiroler Landeskrankenanstalt) auf Rückerstattung der Behandlungskosten geklagt und recht bekommen. Er sei an der Klinik mit einer "nicht wissenschaftlich anerkannten" Methode gegen Inkontinenz behandelt worden, ohne darüber ausreichend aufgeklärt worden zu sein. Bei der Therapie werden körpereigene Stammzellen eingesetzt.

Bei der Verhandlung am Bezirksgericht in Innsbruck erhob ein Vertreter der Ethikkommission schwere Vorwürfe gegen die Urologie an der Klinik. Der Patient sei außerhalb einer von der Ethikkommission abgesegneten Studie mittels einer "experimentellen Therapie" behandelt worden. Die TILAK wurde nicht rechtskräftig verurteilt. An der Klinik Innsbruck wurde auf Wunsch der TILAK die Stammzellentherapie vorerst eingestellt. (APA)