Austin - Ein Scherz machte auf der Radio Show die Runde: Zum Glück steht NAB für National Association of Broadcasters - und nicht für National Association of Bankers. Denn obwohl die Umsätze der Radiosender gerade in den größeren Märkten bis zu zweistellig geschrumpft sind, im Vergleich zu Fannie Mae, Freddie Mac und Lehmann Bros geht es den Radios noch immer gut: Mehr Amerikaner als je zuvor nutzen Radio, und gerade Hurrikan Ike hat in Texas wieder die Bedeutung des Radios als Informationsmedium unterstrichen: Nach dem Stromausfall konnten viele Einwohner im Großraum Houston nur über Radio erfahren, wo sie Wasser, Nahrung und - in den USA immer in einem Atemzug genannt - Eis bekommen können.

Aber nicht nur das Radio war bei den Hurrikan-Opfern, in Austin waren die Opfer bei den Radiomanagern: Im Kongresszentrum waren Flüchtlinge aus den Küstengebieten direkt neben der Radio Show und einer gleichzeitig stattfindenden Messe von Computerspielentwicklern untergebracht. Wer in den falschen Ballroom ging, fand sich statt beim Galadinner in einem turnsaalartigen Flüchtlingslager mit Feldbetten. Hurrikan und Bankenkrise tun dem Optimismus keinen Abbruch: Im Internet wollen die Radiosender das Geld zurückverdienen, das sie am Werbemarkt verlieren, unter anderem mit der Vermarktung von Podcasts, Videos und Social Networking. Dennoch wird die gesamte Branche spätestens kommendes Jahr weniger Werbung umsetzen als ein einziges Unternehmen: Google.

Digitalradio

Durchwachsen fällt die Bilanz von HD-Radio aus: Die amerikanische Spielart des terrestrischen Digitalradios bleibt auch zwei Jahre nach dem Start deutlich unter den Erwartungen: Erst einige hunderttausend Empfänger sollen bisher verkauft worden sein, HD-Radio liegt damit um bis zu 90 Prozent unter den Prognosen. Auch technisch liegt HD-Radio unter den Erwartungen: Wie Clear Channel - die Gruppe besitzt 900 Radiosender und ist führend bei der Einführung von HD-Radio - einräumt, sind die neuen digitalen Signale oft schlechter zu empfangen als erwartet, gerade in Städten. Störsignale seien unterschätzt worden. Millionenschwere Nachrüstungen der Sendeanlagen stehen vielen Betreibern ins Haus - ohne dass sie auf absehbare Zeit einen Cent mit HD-Radio verdienen werden. (aga/DER STANDARD; Printausgabe, 23.9.2008)