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Alexander Peya hat seinen Ansprüchen genügt.

Foto: APA/AP/Tan

Wien/London - Ob einer, der Alex Bogdanovic in einem zugegebenermaßen bedeutenden Tennisspiel 2:6, 6:4, 6:4, 6:2 schlägt, zum Helden taugt, sei dahingestellt. Der 28- jährige Alexander Peya will es auch gar nicht wissen. „Das mit dem Helden ist kompliziert. Sagen wir so: Ich habe das Gefühl der Wichtigkeit bekommen. Weil ich den letzten Punkt holte. Es ist der Höhepunkt
meiner Karriere, klar."

Es war am Sonntagnachmittag in Wimbledon auf dem nahezu legendären Court 1. 9000 Menschen aus London und Umgebung haben zugeschaut. Sie wollten den Peya aus Wien verlieren und Großbritannien im Daviscup 3:2 siegen sehen. Es wurde ein 2:3, der Österreicher erwies sich als humorlos. „Ich war darauf vorbereitet. Von der Ausgangsposition her war zu erwarten, dass Andy Murray zwei Punkte im Einzel holt."

Peya ist es gewohnt, vor kleineren Kulissen zu arbeiten, also irgendwo in der Einöde auf Nebenplätzen. Natürlich hat er auch schon in großen Stadien gespielt. „Selten, das lag dann am prominenten Gegner. Der war mir überlegen. Diesmal herrschte Chancengleichheit." Bogdanovic ist die Nummer 163, Peya die Nummer 165. „Es ging mir leicht von der Hand." Ein „unglaubliches Erlebnis" sei es gewesen, „als die Kollegen mir gratuliert haben". Er, Peya, habe endlich „den eigenen Ansprüchen genügt".

Die Karriere des Alexander Peya ist ein Auf und dann ein Ab. Im guten Mittelmaß. Vor neun Jahren wurde er Profi, im April 2007 hat er es kurz in Top 100 geschafft (92.). „Irgendwie habe ich das nicht verkraftet. Ich konnte mich an die Niederlagen nicht gewöhnen." Auf Challenger-Ebene habe er ja viele Partien gewonnen. „Diese Umstellung ist auch jetzt noch das Problem. Aber ich habe es halbwegs aufgefangen." Der Rechtshänder schätzt sich selbst als kompletten Spieler ein, die Stärke liege in der Offensive. „Es ist aber nicht so, dass ich über einen Schlag verfüge, der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt." Mal hat Peya einen Trainer, dann wieder nicht - eine Kostenfrage. Derzeit übt er unregelmäßig mit dem deutschen Lars Uebel. „Ich bin einer, dem man an in den Hintern treten muss. Mittlerweile weiß ich aber, was ich brauche." Knapp 900.000 Dollar Preisgeld hat er bisher eingenommen. „Ich lebe okay, habe nicht ausgesorgt. Die Ausgaben
sind enorm."

Tennis, sagt der in Wimbledon plötzlich wichtig Gewordene, mache ihm einfach Spaß. Nur 2005 war es eher unlustig, da habe er überlegt aufzuhören. „Wegen Erfolglosigkeit. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich das Spiel brauche." Natürlich nerve das ständige Kofferpacken, aber das sei Teil des Spiels. Heute, Dienstag, wird der Daviscup 2009 gelost. „Wir werden unterschätzt, dabei sind wir seit sechs Jahren in der Weltgruppe." Peya hat seine Koffer schon wieder gepackt. Abflug nach Tokio, dort wartet die Qualifikation. „Das Leben ist, wie es ist. Wimbledon war toll." (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe 23. September 2008)