Wien - Wien dürfte demnächst die erste muslimische Straßenbahnfahrerin bekommen, die ihre Tram mit einem Kopftuch lenken wird. Derzeit befindet sich die Frau in Ausbildung. Dieser Umstand brachte am Dienstag die Wiener FPÖ in Rage. Klubobmann Eduard Schock sah eine Sondergenehmigung durch Bürgermeister Michael Häupl (S) - eine Behauptung, die man bei den Wiener Linien amüsiert zurückwies. Auch im Büro des Bürgermeisters widersprach man der Schock-Aussage.

Kein Kopftuchverbot

"Der Herr Schock ist hier nicht auf dem Laufenden", so ein Sprecher der Wiener Linien. Ein dezidiertes Kopftuchverbot habe es nie gegeben. Allerdings habe die Dienstkappe der Fahrer lange Zeit als fixer Bestandteil der Uniform gegolten, was das Tragen eines Kopftuches oder auch eines Sikh-Turbans ausgeschlossen habe. Die Pflicht, beim Aussteigen aus dem Fahrzeug die Kappe aufzusetzen, gebe es allerdings bereits seit September 2004 nicht mehr. Mittlerweile müssten MitarbeiterInnen eine gelbe Warnweste anziehen.

"Wer meint, aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen zu müssen, soll das tun", so der Wiener-Linien-Sprecher. Bei 7.700 Mitarbeiter bilde man die Gesellschaft in Wien ab, zu der Muslime gehörten. Die junge Anwärterin sei nun aber in der Tat die erste muslimische Fahrerin, die voraussichtlich ihr Kopftuch auch im Dienst tragen wird, hieß es.

FP-Klubchef Schock hatte am Dienstag in einer Aussendung betont: "Österreich ist kein muslimisches Land, und daher haben sich strenggläubige Moslems an unsere Lebensweise anzupassen und nicht umgekehrt." Integration bedeute eben auch einen Verzicht auf das Kopftuch im öffentlichen Dienst. (APA)