Wien - Die Cellulose als massenmäßig häufigster und ökonomisch bedeutsamster nachwachsender Rohstoff steht im Mittelpunkt eines neuen Christian Doppler (CD) Labors, das am Department für Chemie der Universität für Bodenkultur (Boku) startet. Der Name der neuen Einrichtung ist "CD-Labor für Moderne Cellulosechemie und -analytik", neben der Boku sind vier Industriepartner involviert.

Gesamte Industriezweige wie die Papier- und Zellstoffindustrie sowie Teile der Textilindustrie basieren auf Cellulose. Mit zunehmender Fokussierung auf natürliche Ressourcen und Fragen der Nachhaltigkeit rückt die Cellulose zusätzlich ins Zentrum des Interesses - sowohl aus Sicht der wissenschaftlichen Bearbeitung als auch der industriellen Nutzung.

Rundum beforscht

Die wissenschaftliche Arbeit des CD-Labors ist in vier Module gegliedert. Dabei wird es unter anderem um die Charakterisierung und Funktionalisierung von Cellulose auf molekularer Ebene und das vertiefte Verständnis von Quellungs- und Lösevorgängen gehen. Ein anderes Modul beschäftigt sich mit der Entwicklung von "intelligenten Fasern und Vliesen". Ein Beispiel für derartige "Intelligenz" ist der "slow-release Effekt", also die langsame Wirkstofffreisetzung, der in Medizin, Kosmetik und Hygiene Anwendung findet.

Auch die Verbesserung der Eigenschaften von Papier durch neue, auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Zuschlagstoffe ist ein Modulthema, ebenso wie ein besseres Verständnis von Celluloseabbau und -alterung als Grundlage zur Erhaltung wertvoller historischer Dokumente, die in Bibliotheken, Archiven und grafischen Sammlungen liegen.

Laufzeit - wie üblich - sieben Jahre

Die vier verschiedenen Module sind jeweils einem Industriepartner zugeordnet. Neben der Kemira Chemie GmbH aus Krems konnten zwei weitere Partner aus Deutschland (CTI Development GmbH aus Mannheim und Preservation Acadamy GmbH Leipzig) sowie ein internationaler Partner (SCA Hygiene Products GmbH) für die Zusammenarbeit im Rahmen des CD-Labors gewonnen werden. Die Lenzing AG aus Österreich bereitet derzeit ein fünftes Modul vor und wird demnächst ebenfalls dem CD-Labor beitreten. Die geplante Laufzeit der neuen Kooperationseinrichtung beträgt - wie für CD-Labors üblich - sieben Jahre. Zwischendurch wird allerdings evaluiert. (APA)