Das T-Mobile G1

Foto: T-Mobile
Foto: T-Mobile

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in New York wurde vor kurzem das erste "Google Phone" der Öffentlichkeit präsentiert. Aus einer dreijährigen Zusammenarbeit von Google, T-Mobile und Hardwarehersteller HTC ist das T-Mobile G1 entstanden, das erste Gerät, welches "Android", das neue Mobil-Betriebssystem von Google, zum Einsatz bringt.

Offenes Web

Bei den Zielen hat man sich nicht gerade wenig vorgenommen, Android und das G1 sollen das "offene Web an die Massen bringen", so T-Mobile USA CTO Cole Brodman gegenüber der versammelten Presseschar. Eine Message für deren Vermittlung sich auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page auf den Weg nach New York machten. Das G1 sei im Gegensatz zur großen Schar der jetzigen Mobiltelefone praktisch ein kleiner Computer, etwas woraus sich spannende neue Möglichkeiten ergeben würden. Vor allem vom Bereich Location Based Services – die durch den eingebauten GPS-Support ermöglicht werden, erhofft man sich in Zukunft noch einiges. Aber auch so simple Dinge wie eine Websuche würden dadurch erheblich beschleunigt.

Vorführung

Was Android schon jetzt kann, zeigte man in kurzen Produktpräsentationen, ähnlich wie beim iPhone wird das Interface vollständig mit dem Finger bedient, auch bei den Interface-Effekten hat man nicht gespart: So kann mit einer Wischbewegung zwischen verschiedenen Desktops gewechselt werden, alle Aktionen sind mit Übergangsanimationen versehen. Zu den zentralen Anwendungen gehört Google Maps, das sogar Street View integriert hat, ebenfalls leicht mit dem Finger steuerbar. Als besonderes Gimmick gibt es die Möglichkeit die Ansicht in Street View über den integrierten Beschleunigungssensor steuern zu lassen, so dass sich die virtuelle Umgebung mit der realen Bewegung mitdreht. Alternativ zum Touchscreen lässt sich das G1 übrigens auch über einen kleinen Trackball steuern.

Anwendungen

Bereits berichtet wurde die Anbindung an den Amazon MP3-Store, der allerdings derzeit in Europa noch nicht verfügbar ist, auch die Youtube-Funktionalität ist keine große Überraschung mehr. Auch Instant Messaging ist von Haus dabei, neben Google Talk unterstützt man dabei auch die Yahoo- und AOL-Netze. Für schnelles Eintippen sorgt eine ausfahrbare Tastatur, die zu Google passend einen eigenen Suchknopf hat, um flotter als gewohnt eine Internetsuche aufrufen zu können.

Kontakte

Das fix integrierte Instant Messaging wird auch dazu verwendet, um Präsenzinformationen im Adressbuch anzuzeigen, so ist dann leicht erkennbar ob die eigenen Kontakte gerade erreichbar sind. Der integrierte Webbrowser basiert auf Webkit – und setzt damit auf die gleiche Rendering Engine wie der vor kurzem für Windows vorgestellte Chrome-Browser. Mittels Fingerbewegungen lässt sich gezielt an die Seiten heranzoomen, immerhin passen die meisten Webpages nicht vollständig auf das 320x480 Pixel große Display und werden so automatisch per Full Page Zoom an die Größe angepasst.

Hardware und Mail

Im Bereich E-Mail gibt es Push-Support im Zusammenspiel mit GMail, Bluetooth ist derzeit nur eingeschränkt verfügbar, Datentransfers vermisst man dabei noch. Was ebenso fehlt ist ein Client zur Desktop-Synchronisierung, die Idee ist offenbar, dass über die Nutzung der Google-Services dieser nicht mehr vonnöten ist. Zu den Hardware-Eckdaten gehört die Quadband/UMTS-Unterstützung, Wireless LAN-Netze können ebenfalls genutzt werden, was etwa auch für den Download von Songs aus dem Amazon-Store nötig ist. Die eingebaute Kamera bietet 3 Megapixel, allerdings keine Möglichkeit Filme aufzunehmen.

Vermischtes

Die Abmessungen des Geräts betragen 118×56×17 mm, das Gewicht gibt der Hersteller mit 158 Gramm an. Zur Datenspeicherung wird von Haus aus eine 1 GByte umfassende microSD-Karte mitgeliefert, maximal kann hier auf bis zu 8 GByte ausgebaut werden. Die Sprechzeit listet man mit 5 Stunden an, die Standby-Zeit mit 130 Stunden.

Offenheit

Als eine zentrale Stärke von Android strich man dessen Offenheit hervor: Nicht nur, dass das Linux-basierte Betriebssystem Open Source ist – der Source Code soll gleichzeitig zur Produkteinführung veröffentlicht werden – versucht Google auch aktiv externe EntwicklerInnen einzubinden. Entsprechend gibt es beim T-Mobile G1 eine direkte Anbindung an den Android Market Place wo zahlreiche neue Anwendungen zum kostenlosen Download angeboten – oder auch verkauft – werden sollen. Um zu zeigen, was dabei möglich ist, verwies man auf eine der bereits aus dem Android-Entwicklungswettbewerb entstande Anwendung, mit der über die Kamera Barcodes eingescannt werden können, und über eine Websuche direkt beim Einkauf ein Live-Preisabgleich möglich ist.

Persönlich

Eine Offenheit, die aber auch den Google-Gründern persönlich sehr am Herzen liegt. So sei es in seiner Geek-Geschichte recht wichtig gewesen, dass er mit freier Software wie Linux herumexperimentieren konnte, so Sergey Brin. Eine Leidenschaft, die ihn bei Android wieder gepackt hätte: Gleich nachdem er das erste Modell vom G1 erhalten habe, habe er seine erste kleine Anwendung geschrieben, ein Tool, das über den Beschleunigungssensor misst, wie lange das Gerät beim Hochwerfen in der Luft bleibt.

Parallel

Die Software läuft dabei in echtem Multitasking, Progamme arbeiten also ungestört im Hintergrund weiter, was etwa für den integrierten Musik-Player wichtig ist. In der Q&A-Session versicherte man anschließend dann auch, dass man Word- und PDF-Dateien lesen kann, eine Exchange-Anbindung fehlt bisher hingegen.

Zeitraum

Den offiziellen Verkaufsstartschuss für das T-Mobile G1 soll es am 22. Oktober in den USA geben, das Gerät soll dann für 179 US-Dollar erhältlich sein, allerdings nur in Verbindung mit einer zweijährigen Vertragsbindung bei T-Mobile. Für etwas Verblüffung unter den JournalistInnen sorgte, dass es der T-Mobile USA CTO schaffte in einem Satz die Offenheit der Plattform herauszustreichen, um dann direkt anschließend einzugestehen, dass das Gerät fix an das eigene Netz gebunden sein wird, etwas das schon bei Apples iPhone regelmäßig kritisiert wurde.

Ausrichtung

Die europäischen Märkte sollen ab November bedient werden, hier allerdings zunächst mal nur Großbritannien, andere Länder – darunter auch Österreich – sollen im 1. Quartal 2009 folgen. Gleichzeitig mit dem Launch will T-Mobile USA die bisher größte Marketing-Kampagne in der Geschichte des Unternehmens starten – wohl auch ein Anzeichen für die Relevanz des Produktstarts für den Mobilfunkanbieter. Als Zielmarkt setzt man zunächst mal primär auf die Consumer-Sparte, der Enterprise-Bereich stehe fürs Erste noch nicht im Mittelpunkt der Bestrebungen. Etwas das sich freilich in der Zukunft noch ändern kann, immerhin soll die Android-Software-Plattform in der Zukunft noch erheblich erweitert werden. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 23.09.2008)