Die Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom weitet sich aus. Auch der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Michael Sommer gehörte zu den Opfern der Ausforschungsaktion, wie dieser der "Financial Times Deutschland" (Mittwoch-Ausgabe) bestätigte. Darüber hinaus sind nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" auch weitere Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Telekom betroffen.

Erkenntnis

Sommer sagte der "FTD", Konzernchef René Obermann habe ihn in der vergangenen Woche über entsprechende Erkenntnisse der Bonner Staatsanwaltschaft informiert habe. "Er wirkte betroffen, aber das würde ich nicht als Entschuldigung werten", sagte Sommer. "Es ist ein Skandal, dass man nicht einmal vor dem DGB und dessen Vorsitzenden halt macht."

Belastung

Die Spitzeleien seien eine schwere Belastung für die Mitbestimmung und die Sozialpartnerschaft. "Ich erwarte nun, dass die Staatsanwaltschaft Schritte unternimmt", sagte Sommer. "Und ich erwarte nicht nur, dass die Telekom sich entschuldigt, sondern dass sie glaubhaft macht, dass dies keine Mittel in einem Unternehmen sind."

Ein Sprecher der Deutschen Telekom wollte den Vorgang unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht kommentieren. Staatsanwalt Fred Apostel bestätigte der "FTD" nur, dass weitere Aufsichtsräte betroffen sein. Die Staatsanwaltschaft werde sie demnächst informieren.

Affäre

Sommer ist das prominenteste Opfer der Telekom-Affäre. Der DGB-Chef hatte mit zwölf weiteren aktiven und ehemaligen Arbeitnehmervertretern aus dem Aufsichtsrat des Konzerns Ende Mai Strafanzeige gestellt, um als Prozessbeteiligter Einblick in die Akten zu bekommen. Parallel hatte sich die Telekom selbst an die Staatsanwaltschaft gewandt.

Zuvor war bekannt geworden, dass in den Jahren 2005 und 2006 Telefonverbindungsdaten offenbar im großen Stil illegal erfasst und ausgewertet worden waren, um Verbindungen zwischen Aufsichtsratsmitgliedern und Journalisten zu belegen. Damit sollte die Weitergabe vertraulicher Informationen unterbunden werden.

Bericht

Unklar ist dem Bericht zufolge, ob die Bespitzelung sich gezielt gegen Sommer richtete oder ob seine Daten im Zuge von Nachforschungen gegen andere Aufsichtsratsmitglieder durchleuchtet wurden. Laut "SZ" gehören zu den Betroffenen auch der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Wilhelm Wegner, der Landesbezirksleiter Ver.di Bayern, Josef Falbisoner, und das Mitglied des Ver.di-Bundesvorstands, Lothar Schröder, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef der Telekom ist. (APA)