In den nächsten Wochen soll die sogenannte Pergola fertig sein. Einigen Stadtpolitikern wird offenbar erst jetzt klar, was sie da mitbeschlossen haben.

 

Standard/Andy Urban

Wien - „Jede Baustelle ist grauslich", sagt Boris Podrecca. „Deshalb macht es auch keinen Sinn, sich über ein Projekt aufzuregen, bevor es überhaupt fertig ist." Der Architekt tut Kritik an seinem Entwurf zur Umgestaltung des Pratersterns als „Vorwahlpropaganda" ab. „Manche Leute wollen manche Dinge aus purer Mutwilligkeit nicht sehen."
Die Wiener Grünen machten bereits vor zwei Wochen gegen die in Bau befindliche Stahlkonstruktion rund um das Tegethoff Denkmal mobil und forderten eine Begrünung der zehn Meter hohen Platzeinfassung.

Jetzt, wenige Tage vor der Wahl, hat auch die ÖVP das Thema für sich entdeckt, Landesparteiobmann Norbert Walter spricht von „Verschandelung" und „purer Geldvernichtung". Mit dem Wahlkampf habe der Umstand, dass sich die Volkspartei nun in Sachen Praterstern zu Wort meldet, nichts zu tun. „Ich komme nicht so oft in diese Gegend und mir ist erst jetzt klar geworden, was da überhaupt gebaut wird", sagt Walter.

Grüne gegen Pläne

Podreccas Plänen für den Bereich zwischen neuem Nordbahnhof und Tegethoff-Denkmal hat die Wiener ÖVP im Gemeinderat freilich zugestimmt. Nur die Grünen waren von Beginn an gegen den Entwurf. „Weil diese Konstruktion in der Form einfach sinnlos ist", sagt die Grüne Planungssprecherin Sabine Gretner.

Das sieht Boris Podrecca zwar anders, in einem sind sich die Grün-Politikerin und der Star-Architekt allerdings einig: Hauptverantwortlich für den Umstand, dass nach der aufwändigen Umgestaltung im vorderen Bereich weiterhin grau vorherrscht, ist für beide die rote Stadtverwaltung. „Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagt Podrecca. „Das ist ja wie in Angola. Von meinem ursprünglichen Entwurf ist kaum etwas übriggeblieben, bei der Detailplanung hatte ich dann gar nichts mehr mitzureden." Wobei der Architekt, der derzeit in acht europäischen Städten baut, betont, dass dies keineswegs an Planungsstadtrat Rudi Schicker (SP) liege. „Der hat sich von Anfang an bemüht."
Die Details habe man dann allerdings fahrlässigerweise der MA 29 (Brückenbau) überlassen. Podreccas Erstentwurf sah eine vollständige Überdachung des Platzes vor. Aus Kostengründen beschränkte man sich dann allerdings auf den Bereich direkt vor dem Bahnhof. Die Pergola genannte Stahlkonstruktion rund um das Denkmal war laut Podrecca nötig, um aus dem Platz einen Platz zu machen. „Allerdings war auch hier viel grün vorgesehen. Das war der Stadt dann aber zu teuer", sagt der Architekt.

Insgesamt sind für die Stahlkonstruktion 850.000 Euro vorgesehen. Laut Eduard Winter, Chef der MA 29, sei Podrecca stets in die Planung involviert gewesen. „Jede Änderung wurde mit ihm besprochen." Die Chancen, dass pflanzenmäßig noch nachgerüstet wird, stehen laut Winter schlecht. „Wir sind nach einer Krisensitzung mit dem Stadtgartenamt zum Schluss gekommen, dass das nicht sinnvoll und auch nicht möglich ist." (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 24.09.2008)