SPÖ-Chef Werner Faymann (links) krachte planmäßig heftig mit ÖVP-Chef Wilhelm Molterer zusammen, der nichts schuldig blieb.

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Vor allem am Ende der Diskussion blieben die beiden Kanzlerkandidaten einander nichts schuldig. ÖVP-Chef Wilhelm Molterer sagte: "Ich möchte nicht einen Bundeskanzler von Gnaden einer Zeitung, der auf Zuruf reagiert. Ich möchte, dass Österreich ein Bundeskanzler von Herrn Dichands Gnaden erspart bleibt."

Im Gegenzug hatte SPÖ-Chef Werner Faymann seinem schwarzen Kontrahenten vorgeworfen, gemeinsam mit Wolfgang Schüssel für einen Stil des Verhöhnens und Herabwürdigens zu stehen. Die beiden würden nur bremsen. Die Regierung hätten sie als "Streitgruppe, nicht als Arbeitsgruppe "verstanden.

So hatte die Diskussion auch begonnen: Faymann beklagte den ständigen Streit in der Regierung und den aggressiven Stil der ÖVP im Wahlkampf.

Molterer fand umgehend zu seinem Leitfaden: Wahlversprechen müsse man auch halten können, sagte er. "Es geht nicht um fünf Punkte, es geht um fünf Jahre." Fast flehentlich appellierte Molterer an Faymann, die Senkung der Mehrwertsteuer im Parlament nicht zu beschließen, das würde den Spielraum für eine Steuerreform stark einschränken. Drohend klang Molterer, als er meinte, auch für die Pensionisten würde das Geld fehlen, falls die SPÖ im Parlament eine Mehrheit für ihre Vorhaben findet. Die SPÖ dürfe nicht vorzeitig alles Pulver verschießen.

Auch Faymann hatte sich eine Linie zurecht gelegt: Die Politik sei nicht nur gefordert zu reden, sondern auch zu handeln. "Rasches Handeln", sagte er, "rechtzeitiges Handeln, gemeinsam an den Tisch setzen". Faymann: "Es hat derjenige den Vorsprung, der auch bereit ist, jetzt zu handeln."

Teilweise glitt die Diskussion ins Skurrile ab. Faymann hatte die Vereinbarung herausgezogen, die Molterer im März des heurigen Jahres unterschrieben hatte: Keine Neuwahlen. "Kennen Sie das? Das ist Ihre Unterschrift."

Darauf zog Molterer ein Taferl mit einer aufgeklebten Überschrift aus dem Standard heraus: "SPÖ hat Umstieg in die Regierung nie wirklich geschafft", hatte Faymann im Juni im Interview gesagt. Der Standard war auf Molterers Taferl aber falsch geschrieben: Standart. Was Faymann genüsslich und mehrfach falsch betonte.

Beide wollen entlasten

In der Sache blieben beide zurückhaltend. Beispiel Steuerpolitik. Hier nannten die Parteichefs konkrete Zahlen, blieben aber die Umstände schuldig. Molterer würde bei einer Steuerreform den Mittelstand entlasten, Einkommen von 2500 Euro um 500 Euro im Jahr, Einkommen von 5000 um 1000 Euro im Jahr. Ohne Gegenfinanzierung. Und natürlich würden die Familien entlastet: "Je mehr Kinder, desto weniger Steuern."

Faymann will insgesamt vier Milliarden für die Entlastung ausgeben, bei Einkommen von 1200 bis 4000 Euro würde das einer Entlastung von 400 bis 600 Euro gleichkommen.

An Moderatorin Ingrid Thurnher gewandt sagte Faymann einmal: "Ich setze gleich fort, ich bin ja gerne am Wort." Molterer ging es der Moderatorin gegenüber ruppiger an, er sagte: "Ich habe vor, jede Frage zu beantworten, aber so wie ich will." Und: "Warum sind Sie so aufgeregt?"

Frauen wollen aber beide fördern. Molterer hat soeben "tolle Damen" in den ÖIAG-Aufsichtsrat geschickt, von einem Gesetz hält er aber nichts. Mehr Frauen in Führungsetagen seien aber das Ziel beider. Faymann: "Dann machen wir das."

ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon war von seinem Chef begeistert: "Beeindruckend" sei er gewesen, "sehr klar in seinen Aussagen". SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures über ihren Chef: "Faymann hat bewiesen, dass Molterer kein guter Buchhalter ist und auch kein guter Zweiter." (Andrea Heigl und Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 24.9.2008)