Kurt Nekula (53) übersiedelte vom Bildungsressort ins Parlament.

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Parlamentarier zu werden, das ist im Grunde ganz unspektakulär. "Ich gelobe" , sagte Kurt Nekula am Mittwoch zu Beginn der Plenarsitzung. Damit war der Wechsel vom Unterrichtsministerium ins Hohe Haus formal vollzogen - keine 24Stunden, nachdem Nekula mit seiner neuen Aufgabe betraut worden war.
Denn nachdem Alexander Zach, LIF-Abgeordneter auf rotemTicket, sein Mandat am Dienstag zurückgelegt hatte, musste die SPÖ einen Interimsmandatar hervorzaubern - ging es doch, dem freien Spiel der Kräfte sei Dank, am Mittwoch um jede einzelne Stimme.

Auf Platz 31 der SPÖ-Bundesliste war Nekula 2006 gereiht, bei den bevorstehenden Nationalratswahlen ist er mit Platz 43 erst recht ein praktisch Unwählbarer. Der passionierte Bildungspolitiker hätte aber nichts dagegen, an seinen "alten" Arbeitsplatz zurückzukehren: Seit Claudia Schmied Unterrichtsministerin ist, ist er am Minoritenplatz für Bildungsplanung, -forschung und Unterrichtsprinzipien zuständig.

Eine Station einer langen Karriere, in der sich alles um Kinder und Bildung drehte: Von der Mittelschule in der Anton-Krieger-Gasse, wo der 53-jährige Wiener Musik und Mathematik unterrichtete, über die Kinderfreunde, die Gesellschaft der österreichischen Kinderdörfer und den Pflichtschulelternverband kam Nekula schließlich ins Bildungsministerium.

Als Alfred Gusenbauer SP-Parteichef wurde, begann Nekula sich in dessen Wahlkampf zu engagieren. Bei der SPÖ ist er aber schon, seit er 17 ist. Damals stand einmal ein "uralter" Sozialdemokrat vor seinerWohnungstür, der ihn mit seinen Argumenten einfach überzeugt habe, sagt Nekula 35Jahre später.
Die Bildung verfolgt Nekula auch im Privatleben. Der Familienvater mit drei Kindern liest auch in seiner Freizeit bildungspolitische Fachliteratur, oft zur Verfügung gestellt von seiner Frau, einer Psychotherapeutin und Psychologin. Außerdem läuft er gerne und spielt Gitarre - jenes Instrument, das er studiert hat.
Parlamentarier ist Nekula nicht nur für einen Tag, sondern bis zur konstituierenden Sitzung des Nationalrates, die voraussichtlich Ende Oktober stattfinden wird. Schwarze Unkenrufe, dass gut 8000 Euro ein schönes Gehalt für einen Plenartag seien, lässt Nekula nicht auf sich sitzen: Im Bildungsministerium ist er bis Ende Oktober karenziert, die Mehreinnahmen aus dem Parlamentsjob spendet er dem "Europahaus des Kindes" .  (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 25.9.2008)