Foto: brut

Man muss nur warten können. Und es dauert auch gar nicht lange: Nachdem das Nature Theater of Oklahoma in der vergangenen Saison vom New Yorker "Under The Radar Festival" wegengagiert wurde an die Festivalschauplätze des europäischen Kontinents - und auf voller Strecke reüssierte -, ist es nach Graz im Vorjahr jetzt erfreulicherweise auch in Wien zu sehen.

Mehr noch: Beim Young Directors Project der Salzburger Festspiele haben sich Pavol Liska und Kelly Copper mit einem neuen Stück (Romeo and Juliet) in der Zwischenzeit auch noch eine Siegestrophäe abgeholt. Uraufgeführt wurden jüngst im August auch Rambo sowie Poetics: A Ballett Brut (beide Kampnagel Hamburg), das demnächst auch beim steirischen herbst in Graz zu sehen sein wird.

Dass man das Theatermacherpaar in Amerika gern als "Endlich wieder" -Avantgarde klassifiziert, hängt vermutlich damit zusammen, dass sich die beiden von den Ausbildungsstätten Richard Foreman und La MaMa Theater emanzipiert haben und nach einem kurzen Burn-out-Abstecher in die bildende Kunst mit Verve doch wieder auf die Bühne zurückfanden.

Das Nature Theater of Oklahoma, das seinen Namen aus der berühmten Schauspieler-Rekrutierungsszene in Franz Kafkas Romanfragment Amerika entliehen hat ("Wer Künstler werden will, melde sich!" ), ist ein Low-Tech-Unternehmen mit Charme: Es genügen eine puristische Bühne und ein paar Ohrstöpsel, über die die Akteure die jeweils im neuen Ablauf folgenden Textstellen übermittelt bekommen. Ein Überraschungsmoment für alle. Text, der auf Aufzeichnungen von Telefongesprächen mit Freunden basiert.

Ins brut kommen Liska und Copper mit ihrer mittlerweile legendären Produktion No Dice (übersetzt etwa "Da läuft nichts!" ). 100 Stunden Telefonieren waren dafür nötig, und aus den Gesprächen über Arbeit, Religion oder Kunst entstand ein Epos des Alltäglichen. Ein melodramatisches Spektakel, bei dem auch mit Gratis-Sandwichs nicht gegeizt wird. (afze / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)