Als Warren Buffett heuer bei der Aktionärsversammlung seines Investment-Vehikels Berkshire Hathaway Inc. sprach, lauschten 31.000 Zuhörer seinen Worten. Der Investor gilt wegen seiner geschickten Veranlagungen und markigen Sprüche als Kultfigur.

Mit dem Einstieg bei Goldman Sachs hat Buffett, der schon als Jugendlicher sein goldenes Händchen für Geld mit dem Verkauf gebrauchter Golfbälle bewies, wieder alle überrascht. Mit Goldman Sachs wählte er jene Bank aus, die die Finanzkrise bisher am besten meisterte und seit Beginn der Turbulenzen noch kein Quartal negativ bilanzieren musste. Die rund vier Milliarden Dollar, die die soeben vom Investmenthaus zur gewöhnlichen Bank mutierte Gesellschaft an faulen Kreditpapieren bisher abschreiben musste, sind im Vergleich zu den Rivalen ein Klacks. Dennoch litt der Aktienkurs in der allgemeinen Börsenpanik. Für Buffett genau der richtige Zeitpunkt für den Einstieg.

Das Manöver des Mannes, der mit nur 19 Berkshire-Mitarbeitern ein Imperium mit 233.000 Angestellten steuert, gilt zudem als wichtiges Signal an die Märkte, die den Coup postwendend begrüßten. Und an die Politik: Während im Kongress um ein 700 Milliarden Dollar schweres Rettungspaket gerungen wird, macht Buffett Nägel mit Köpfen. Er wirft damit die Frage auf, ob die Steuerzahler mit dem Hilfspaket Investoren wie Berkshire subventionieren. Senatoren ziehen bereits über den „finanziellen Sozialismus" her.

Gehen die Pläne durch, wird das Orakel von Omaha wieder kräftig mitschneiden - und nächstes Jahr ein größeres Stadion für seine Aktionäre benötigen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)