Berlin - Die globale Bankenkrise wird nach Einschätzung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück tiefe Spuren hinterlassen und das Weltfinanzsystem umwälzen. "Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor der Krise", sagte Steinbrück am Donnerstag in einer Regierungserklärung vor dem deutschen Bundestag. Die USA verlören ihren "Status als Supermacht des Weltfinanzsystems".

Der Minister stimmte die Deutschen auf niedrigere Wachstumsraten sowie eine ungünstigere Entwicklung auf den Arbeitsmärkten ein: "Unsere Realwirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen". In welchem Ausmaß der deutsche Bundeshaushalt betroffen sein werde, bleibe offen. Bisher gebe es keinen Einbruch bei den Steuereinnahmen. Sparer in Deutschland bräuchten sich über ihre Einlagen aber derzeit nicht zu sorgen.

"Neue Verkehrsregeln"

Steinbrück forderte zugleich "neue Verkehrsregeln" auf den internationalen Finanzmärkten. Er erteilte erneut Forderungen eine Absage, auch in Deutschland ein ähnliches Rettungspaket für marode Banken aufzulegen wie in den USA. Die US-Regierung will mit einem 700-Milliarden-Dollar-Paket die Bankenkrise entspannen. "Die Finanzmarktkrise ist vor allem ein amerikanisches Problem", sagte Steinbrück.

Er warf den USA schwere Versäumnisse vor. So seien die US-Amerikaner bei der Einführung der strengeren Eigenkapitalregeln nur sehr zögerlich vorgegangen. Zudem seien die Investmentbanken nicht ausreichend reguliert und die Aufsicht in den USA stark zersplittert. "Dieses in weiten Teilen unzureichend regulierte System bricht gerade zusammen."

Die Fernwirkungen der Krise seien derzeit nicht absehbar, sagte Steinbrück. "Eines scheint mir aber wahrscheinlich: Das Weltfinanzsystem wird multipolarer. In der neuen Finanzmarktwelt werden Staatsfonds und Handelsbanken aus Asien oder dem Nahen Osten ebenso ihren Anteil haben wie europäische Banken mit ihrem Universalbankenmodell - ein Modell, das sich übrigens dem amerikanischen Trennbankenmodell gerade jetzt als überlegen erwiesen hat", sagte er. (APA/dpa/AP)