Jerusalem - Der international bekannte Faschismusforscher Zeev Sternhell ist bei einem Rohrbombenanschlag auf sein Haus in Jerusalem leicht verletzt worden. Sternhell tritt für einen Frieden mit den Palästinensern ein und lehnt die jüdische Siedlungsbewegung ab. Die Polizei vermutet einen ideologischen Hintergrund.
Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, in Frage kämen jüdische Extremisten. In der Nähe von Sternfelds Haus wurden Poster gefunden, in denen 1,1 Millionen Schekel (220.000 Euro) Belohnung für die Tötung eines Mitglieds der Friedensbewegung Peace Now ausgesetzt wurden.
Ein Krankenhaussprecherin sagte, Sternhell habe Splitterwunden in einem Bein erlitten. Er müsse mindestens bis Freitag im Krankenhaus bleiben.
Holocaust-Überlebender kam als Teenager nach Israel
Sternhell wurde mit seiner Arbeit über die Geschichte des Faschismus international bekannt. Der Holocaust-Überlebende kam als Teenager nach Israel; geboren wurde er 1935 in Polen. Dieses Jahr wurde er mit der höchsten Auszeichnung Israels, dem Israelpreis, ausgezeichnet. Jüdische Siedler versuchten dies mit einer Petition beim Obersten Gerichtshof zu verhindern.
Jüdische Siedler und Friedensaktivisten geraten im Westjordanland immer wieder handgreiflich aneinander, in Israel wird aber normalerweise nicht mit Waffen gegen politische Gegner vorgegangen. Einige ähnliche Fälle gab es allerdings: die Ermordung des Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Yitzhak Rabin 1995 und die Ermordung eines Peace-Now-Aktivisten 1983.
Der Führer der Friedensbewegung, Yariv Oppenheimer, teilte mit, er sei unter Polizeischutz gestellt worden. "Im vergangenen Jahr haben wir gespürt, dass der Extremismus auf der anderen Seite zunimmt, ebenso wie Hass und Kühnheit", sagte er im Militärradio. (APA)