Amstetten - Josef F., der Verdächtige im Inzest-Fall von Amstetten, ist am Donnerstag in jenes Haus zurückgekehrt, in dessen Kellerverlies er seine Tochter Elisabeth 24 Jahre eingesperrt und sexuell missbraucht haben soll. Ein Lokalaugenschein stand an, berichtet der "Kurier" in seiner Freitag-Ausgabe. Josef F. habe "zitternd und fahrig in einer Akte blätternd" im Auto der Justizwache gewartet, bis ihn Beamte ins Haus geführt hätten.

Der Verdächtige sei ohne Handschellen, in Jeans und gestreiftem Sakko, abgeschirmt von Sicherheitskräften durch seinen Garten gehuscht. Um sich vor Fotografen zu schützen, habe er sich einige Blätter Papier vor das Gesicht gehalten.

Der laut "Kurier" streng geheim gehaltene Lokalaugenschein wurde vom erst kürzlich eingesetzten Haftrichter Nikolaus Obrovski geleitet. Mit am Tatort seien Rudolf Mayer, der Anwalt von Josef F., technische Gutachter und auch Staatsanwältin Christiane Burkheiser gewesen. "Nach gut zwei Stunden wurde Josef F. durch den Hintereingang wieder abtransportiert und ins Gefängnis zurückgebracht", so die Tageszeitung.

Es habe gegolten, "am Tatort technische Dinge zu klären, die wiederum im Zusammenhang mit der Verantwortung des Verdächtigen stehen", erläuterte der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Gerhard Sedlacek. Mit der Frage, ob Josef F. auch mit einer Mordanklage konfrontiert werde, hätte der Lokalaugenschein nichts zu tun gehabt.

Am 27. April war in Amstetten bekanntgeworden, dass Josef F. seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang in einem Verlies eingesperrt und sexuell missbraucht haben soll. Während der Gefangenschaft habe der Mann mit der heute 42-Jährigen sieben Kinder gezeugt.

Eines von ihnen sei nach der Geburt gestorben, das tote Baby soll der Verdächtige in einem Holzofen verbrannt haben. Josef F. war weitgehend geständig, er befindet sich in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen den Tatverdächtigen soll noch in diesem Jahr stattfinden. (APA)