Sydney - Es scheint, als würden alle Klimaschutzbemühungen kaum etwas nützen: Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) ist seit dem Jahr 2000 vier Mal schneller gestiegen als im Jahrzehnt davor. Die Zuwachsrate sei damit noch über dem schlimmsten Szenario des Weltklimarats gelegen, berichtet das "Global Carbon Project" des australischen Forschungsinstituts CSIRO in einer neuen weltweiten Kohlenstoffbilanz.

Die Verbrennung fossiler Energieträger und Landnutzungsänderungen hätten im vergangenen Jahr Emissionen von zehn Milliarden Tonnen Kohlenstoff verursacht. Gleichzeitig sinke die Effizienz der Natur bei der Kohlenstoff-Aufnahme - zum Beispiel in Wäldern und Ozeanen.

"Höchst überraschend"

"Diese neue Kohlenstoffbilanz zeigt, dass die Beschleunigung des CO2-Ausstoßes und der Anreicherung der Atmosphäre in einem Jahrzehnt mit intensiven internationalen Bemühungen gegen den Klimawandel beispiellos und höchst überraschend sind", sagte der Direktor des Global Carbon Projects, Josep Canadell, der die Studie in Washington vorstellte.

Durch das Abholzen von Wäldern in tropischen Ländern wurden 1,5 Milliarden Tonnen mehr CO2 in die Atmosphäre abgegeben als neu gepflanzte Bäume absorbieren konnten. Insgesamt steige zwar auch die CO2-Aufnahme durch natürliche Senken wie Wälder und Ozeane, jedoch langsamer als die menschengemachten Emissionen, berichtete das Projekt. Das liege an den Wechselwirkung zwischen dem Kohlenstoffkreislauf und dem Temperaturanstieg. So hatten britische Forscher etwa im vergangenen Jahr gemeldet, dass sich die CO2- Aufnahme des Meeres zwischen 1995 und 2005 um die Hälfte verringert hat.

Natur nahm 54 Prozent des CO2 wieder auf

Rund 54 Prozent der von Menschen verursachten Kohlendioxid- Emissionen der Jahre 2000 bis 2007 seien von der Natur wieder aufgenommen worden, berichtete das Global Carbon Project. Dennoch sei die CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit dem Jahr 2000 rund ein Drittel schneller gewachsen als in den 20 Jahren zuvor. Sie erreichte im vergangenen Jahr 383 Teilchen CO2 pro einer Million Teilchen Luft (ppm). Vor Beginn der Industrialisierung lag sie um 1750 noch unter 280 ppm - eine Zunahme um knapp 37 Prozent.

Das Muster der Emissionen habe sich seit Vereinbarung der UNO-Klimarahmenkonvention 1992 verändert, berichtete der British Antarctic Survey (BAS). Mehr als die Hälfte der weltweiten CO2- Emissionen kämen inzwischen aus Entwicklungsländern. "Die Weltwirtschaft bleibt abhängig von fossilen Energieträgern", erläuterte Corinne Le Quéré vom BAS. "In den vergangenen zehn bis 15 Jahren haben wir einen steigenden CO2-Beitrag der wachsenden Volkswirtschaften der Entwicklungsländer beobachtet." (APA/red)