Reisbauern in Thailand reagieren auf die steigenden Preise mit stärkerer Produktion.

Foto: EZA Fairer Handel/mawi

Wien - "Der Preis für Reis wird stark fallen", ist Vitoon Panyakul überzeugt. Panyakul ist Gründungsmitglied der Green Net Cooperative in Thailand. Green Net bietet Reisbauern eine Vermarktungsstruktur und fördert den nachhaltigen Anbau des Nahrungsmittels.

Noch vor fünf Monaten war der Preis von Reis auf ein Rekordniveau gestiegen. Zusammen mit vielen anderen Nahrungsmitteln wie Mais oder Weizen hatte sich Reis massiv verteuert, je nach Schätzung um bis zu 250 Prozent. Gründe gab es genug: Die Ernten waren schlechter ausgefallen als gedacht, und die Ölpreise ließen die Produktionskosten steigen. In dutzenden Ländern, von Ägypten bis zu den Philippinen, gingen Menschen auf die Straße und demonstrierten gegen die hohen Preise. Die Regierungen reagierten prompt: Es wurden Ausfuhrsperren verhängt, um die Nahrungsmittel im eigenen Land zu behalten.

In Thailand hingegen konnten sich viele Bauern freuen. "Thailand ist zweifelsohne eher ein Profiteur der Krise", sagt Panyakul. Das ostasiatische Land ist der weltweit größte Exporteur von Reis. Neun Millionen Tonnen führt das Land jährlich aus. Dabei ist es mit einer Gesamtproduktion von 18,6 Millionen Tonnen nur der sechsgrößte Produzent des Nahrungsmittels, weit hinter den Großproduzenten China oder Indien, die jeweils mehr als 100 Millionen Tonnen anbauen.

Doch Reis ist ein lokales Produkt. Nur 25 Millionen der weltweit 500 Millionen Tonnen Reis werden gehandelt und überqueren so Landesgrenzen. Während die meisten Reisbauern für den heimischen Markt produzieren, sind die thailändischen Bauern exportorientiert. Steigt der Weltpreis, bauen sie mehr an. "Die hohen Preise waren Anreize für viele Bauern, mehr zu produzieren. Das Angebot wird dieses Jahr deshalb sehr hoch sein", glaubt Panyakul.

Das dürfte den Preis stark unter Druck setzen. Doch für den Reisexperten wäre das ein falsches Signal. Denn die Preise sollten auf einem höheren Niveau bleiben. Nur so würden mehr Menschen in der Landwirtschaft bleiben, das Angebot würde wachsen. Denn die Nachfrage, insbesondere aus Indien und China, werde auch zunehmen.

Da das gestiegene Angebot jetzt auf die Preise drückt, setzt Panyakul auch auf ein zweites Thema: "Das Ansehen der Bauern und die Anreize in der Landwirtschaft müssen verbessert werden." Eine Politik der günstigen Lebensmittel zulasten der Bauern könne langfristig nicht funktionieren. Deshalb setzt er sich mit Green Net auch für fairen Handel für die Reisbauern ein. "Wir unterstützen die kleinen, lokalen Produzenten, die ihren Reis organisch anbauen." (Lukas Sustala,  DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2008)