Wien - Eine Gruppe institutioneller Investoren rund um den Wiener Anwalt Kurt Berger, die zusammen fünf Prozent am Grundkapital des steirischen Micro-Chipherstellers Austriamicrosystems (AMS) halten, pochen auf eine außerordentliche Hauptversammlung. Jeder Aktionär, der mehr als fünf Prozent an einem Unternehmen hält, kann eine HV einberufen lassen.

Moritz Gmeiner, Investors-Relation-Verantwortlicher bei AMS, sagte, man werde selbstverständlich sämtlichen Verpflichtungen aus dem Aktiengesetz nachkommen. Derzeit prüfen die Anwälte.

Berger wirft AMS-Vorstand John Heugle vor, gemeinsam mit anderen mehrmals versucht zu haben, das Unternehmen zu übernehmen. Zu Konditionen "die von den von uns vertretenen Streubesitzaktionären niemals akzeptiert worden wären", wie Berger zum Standard sagte. Diese mehrmaligen Versuche, "sich das Unternehmen billig unter dem Nagel zu reißen", spiegeln sich auch im Kurs wieder. Aktuell notiert die Aktie bei 35,85 Schweizer Franken, um 30 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn.

Zudem will Berger prüfen, wie hoch die Kosten für diese mehrmaligen Übernahmeversuche im Juli und August waren und ob Insidervorwürfe vorlagen. Bei der HV wollen die von Berger vertretenen Investoren zudem eigene Aufsichtsratsmitglieder entsenden.

Ein Dorn im Auge ist ihnen auch die Tatsache, dass AMS im steirischen Unterpremstätten den Firmensitz hat, aber - seit 2004 - an der Börse Zürich notiert. Dadurch sei "eine unkontrollierte Übernahme" ohne Anwendung des österreichischen Übernahmegesetzes, also ohne Pflichtangebot, möglich. Bergers Klienten wollen daher den Antrag stellen, die Notierung von Zürich nach Wien zu verlegen.

Übernahmeversuche

Aufgrund der Übernahmeversuche von Fonds gemeinsam mit dem Management, aber auch weil AMS nicht bereit gewesen sei, "die von uns aufgezeigten Missstände abzustellen", kündigte Berger einen Antrag auf Sonderprüfung sowie auf Schadenersatz an. Das AMS-Management ist mit fünf Prozent offiziell der größter Einzelaktionär des Unternehmens. Laut Gmeiner halten auch institutionelle Investoren größere Pakete, allerdings seien diese gemäß Schweizer Recht nicht verpflichtet, ihre Bestände zu melden.

Die 1100 AMS-Mitarbeiter haben im Vorjahr 193,9 Mio. Euro umgesetzt. Das Betriebsergebnis und der Jahresüberschuss sanken auf 28 bzw. 26 Mio. Euro. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2008)