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Atom Egoyan

Foto: REUTERS/ Mike Cassese

Hamburg - Der kanadische Regisseur Atom Egoyan hat am Samstagabend in Hamburg den Douglas-Sirk-Preis erhalten. Mit der undotierten Auszeichnung würdigt das Filmfest Hamburg jährlich eine Persönlichkeit, die sich durch ihre Arbeit um die Filmkultur verdient gemacht hat. Faszinierend an Egoyans Filmen sei, "dass sie nicht immer der Logik folgen, mit Sprüngen, mit großen Brüchen. Dadurch sind sie nicht immer leichter, aber dafür umso reflektierter", sagte Filmfestchef Albert Wiederspiel bei der Verleihung. "Ich bin sehr glücklich", meinte Egoyan. Der Preis bedeute ihm sehr viel, da zwischen ihm und Deutschland eine spezielle Verbindung bestehe.

Die Laudatio auf Egoyan hielt Filmemacher Wim Wenders, der 1987 beim Festival in Montreal seinen Preis für "Himmel über Berlin" dem damals jungen kanadischen Kollegen gewidmet hatte. Egoyan sei "eine der großen Stimmen des Kinos der Gegenwart", sagte der 63-Jährige. In einer launigen Ansprache gratulierte er seinem Kollegen, den er seit mehr als 20 Jahren kennt. Wiederspiel hob die Parallelen zwischen Egoyan und dem Namensgeber des Preises, Sirk, hervor: "Beide haben sich viel mit Trauer, mit der Verarbeitung von Trauer und sogar mit der Erfindung von Trauer befasst."

Premiere von "Adoration"

Egoyan wurde 1960 in Kairo als Sohn armenischer Eltern geboren und wuchs in Kanada auf. Nach seinem Debüt als Spielfilmregisseur 1984 wurde er zu einem der anerkanntesten Autorenfilmer Kanadas. In oft puzzleartigen Filmen erzählt er vom Einfluss von Technologie, Gewalt und Medien auf das Leben. Der Regisseur drehte Streifen wie "Der Schätzer" (1991), "Exotica" (1994), "Felicia, mein Engel" (1999), "Ararat" (2002) und "Wahre Lügen" (2005). Von Beginn an sei seine Arbeit in Deutschland wahrgenommen worden, erzählte Egoyan. "Bereits 1984 stellte ich meinen ersten Film in Mannheim vor."

Nach der Verleihung präsentierte das Filmfest die Deutschlandpremiere seines neuen Werks "Adoration". Der Film zeigt in verstörenden Szenen die Suche eines 15-Jährigen nach Identität im Umfeld von Fanatismus, Fremdenhass und digitalen Bildern. Für die Produktion, die im Frühjahr 2009 in die Kinos kommen soll, hatte Egoyan bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai den Preis der ökumenischen Jury erhalten.

Der seit 1995 verliehene Preis erinnert an den gebürtigen Hamburger Hans Detlef Sierck (1897-1987), der als Regisseur Douglas Sirk in Hollywood Weltruhm erlangte. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Clint Eastwood, Jodie Foster, François Ozon, Gérard Depardieu und 2007 David Cronenberg. (APA/dpa)