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Am Flughafen Köln/Bonn, wo zwei Terrorverdächtige festgenommen wurden, wird nach Houssain al-Malla gefahndet.

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Von ihm und Eric Breininger gibt es auch ein Video.

Freitagmorgen auf dem Flughafen Köln/Bonn. Die KLM-Maschine für den Flug KL 1804 hatte schon ihre Starterlaubnis, da hieß es um sechs Uhr 55 noch einmal: Kommando zurück. Zwei junge Männer, einen 23-Jährigen aus Somalia und einen 24-jährigen Deutschen, der in Mogadischu geboren wurde, wollte die deutsche Bundespolizei nicht reisen lassen. Die beiden Männer wurden festgenommen, auch ihr Gepäck ausgeladen.

"Sie stehen im Verdacht, sich am ,Djihad' ("heiligen Krieg") und an möglichen islamistischen Anschlägen beteiligen zu wollen", erklärt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen. Beide hätten entsprechende Abschiedsbriefe hinterlassen, die man in ihren Wohnungen gefunden habe. Die Polizei betont aber, dass die beiden nicht geplant hatten, die KLM-Maschine zu entführen. Nach Informationen des Berliner Tagesspiegel soll es sich um den Deutsch-Somalier Omar D. und den Somalier Abdirazak B. handeln. Sie wollten laut der Zeitung über Amsterdam und Uganda nach Pakistan zur "Islamistischen Dschihad Union" (IJU) reisen.

Zwei Haftbefehle

Es soll auch eine Verbindung zwischen den beiden Festgenommenen und zwei weiteren jungen Männern geben, nach denen das Bundeskriminalamt derzeit fahndet. Sie heißen Eric Breininger (21) und Houssain al-Malla (23). Der Deutsche Breininger und der in Beirut geborene al-Malla werden zum Umfeld der im Vorjahr ausgehobenen Sauerländer Terrorzelle gezählt, die Mitglied der IJU war (siehe Artikel unten).

Die Bundesanwaltschaft hat Hinweise, dass die beiden jungen Männer nach einem Aufenthalt in Terrorcamps auf dem Hindukusch zurück auf dem Weg nach Deutschland sind. Hinweise auf konkret geplante Anschläge gibt es nicht, der Haftbefehl für die zwei Verdächtigen, der im April 2008 ausgestellt wurde, lautet auf "Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung".

Das ZDF berichtet unter Berufung auf westliche Geheimdienste, es gebe Hinweise, dass Breininger sich derzeit bemühe, Sprengstoff zu beschaffen. Von dem Konvertiten aus dem saarländischen Neunkirchen gibt es ein Video, auf dem er ruft: "Kommt zum Djihad, denn das ist der Weg zum Paradies. Und wenn ihr nicht kommen könnt, dann gebt uns euer Vermögen." Trotz der Festnahmen und der Fahndung sieht die deutsche Regierung weiterhin keine konkrete Anschlagsgefahr in Deutschland. "Es bleibt bei der Einschätzung, dass wir im Fadenkreuz des Terrorismus stehen. Es gibt aber keine Hinweise auf konkrete Anschlagsvorbereitungen", erklärt eine Sprecherin von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Auch der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Ingo Wolf (FDP) betont, es gebe "keinen Grund zur Panik". (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.9.2008)