Vize-Parteichefin Eva Glawischnig sagte, die Abschaffung der Studiengebühren sei der "Hartnäckigkeit der Grünen" zu verdanken.

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Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen tritt selten alleine auf. Immer, so scheint es, ist eine Kapelle mit dabei. Beim Wahlkampfauftakt war das so, bei der ORF-Elefantenrunde am Donnerstag auch und bei derSchlussveranstaltung tags darauf ebenso. Abgesehen von der Musik ließen die Grünen ihren Wahlkampf imWien Museum geradezu spartanisch offiziell enden. Keine Luftballons, kaum Plakate im Raum. Nur hinter dem Rednerpult prangerte groß das für diese Wahl entwickelte Emblem "vdb08" unter "Die Grünen".

Und "VdB" zeigte sich vor den rund 120 Gästen zufrieden: DerWahlkampf sei "sehr gut, spannend, erfolgreich und teilweise auch ermüdend gewesen" , zog der Bundessprecher Bilanz. Als Beispiel für Letzteres führte er die ORF-Elefantenrunde an: "Gestern Abend war es ziemlich fad - Schwamm drüber." Kern seiner Rede waren Botschaften an die vielen Unentschlossenen. "WollenSie wirklich, dass es so weitergeht? Nämlich gar nicht?" , fragte er und präsentierte seine Partei auch gleich als jene der "mutigen, starken Frauen" im Gegensatz zur FPÖ, die eine Gruppierung der "ängstlichen Männer" sei.

Überraschend offen griff Van der Bellen das Liberale Forum (LIF) an.Er warnte potenzielle LIF-Wähler: "Wollen Sie einer Partei ihre Stimme geben, die nicht ins Parlament kommt?" Dies sei "auch ein demokratisches Recht" , aber: "Beschweren Sie sich nachher nicht, wenn dann etwas rauskommt, was Sie nie wollten." Er habe das Liberale Forum im Zusammenhang mit den "unbescholtenen Tierschützern" , die in U-Haft genommen wurden aufgrund eines "Mafia-Paragrafen" , als Allianzpartner vermisst, kritisierte er Heide Schmidts Partei außerdem. Hier seien "Freiheitsrechte mit Füßen getreten" worden: "Wo war das Liberale Forum?"


Im 19. Jahrhundert


Die anderen Parteien hatte sich zuvor schon Grünen-Vize-Chefin Eva Glawischnig vorgenommen. "Wer schwarz wählt, bekommt Wilhelm Molterer und Maria Fekter - das spricht für sich." Mit SPÖ-Chef Werner Faymann ernte man wiederum Rot-Blau. Wie der Parteichef griff auch sie die bisherige Wahlkampfstrategie auf, wonach es zwischen Grün und Blau um eine Richtungsentscheidung gehe: darum, ob man eine "Burschenschafter-Welt des 19. Jahrhunderts" haben will oder ob man sich "in einer modernen Welt, wo alle gleichen Chancen haben" , bewegt.

"Wir werden die 15 Prozent schaffen" , versuchte Glawischnig Zuversicht auszustrahlen. Dass Umfragen ihrer Partei allerdings nur elf bis zwölf Prozent einräumen, störte da nicht. Bis Samstagabend wollen die Grünen in den Bundesländern unterwegs sein und Überzeugungsarbeit leisten. Den Tagesablauf für den Wahlsonntag gab Bundessprecher Van der Bellen schon einmal vor: "Am Sonntag schlafen wir uns aus. Aber dann nicht vergessen, zur Wahl zu gehen." (Peter Mayer/DER STANDARD-Printausgabe, 27. September 2008)