Washington/Cambridge - Vor zwei Wochen musste es noch bei Andeutungen blieben: Es wäre es wohl keine Überraschung, hieß es im STANDARD, wenn die Forschergruppe um Konrad Hochedlinger als eine der ersten das nächste große Hindernis bei der Nutzbarmachung der "neuen" Stammzellen nehmen würde.

Der gebürtige Österreicher, der zurzeit Assistenzprofessor für Medizin an der Harvard Medical School und am Harvard Stem Cell Institute ist, war in den vergangenen Monaten mit seiner Gruppe bereits bei einigen Durchbrüchen in der Stammzellforschung beteiligt.

Nun haben die Forscher rund um den 33-Jährigen Hochedlinger, der erst kürzlich vom Fachblatt "Technology Review" unter die weltweit 35 wichtigsten Innovatoren unter 35 gewählt wurde und von den National Institutes of Health mit einem 1,5 Millionen US-Dollar Jungforscherpreis bedacht wurde, den nächsten Coup gelandet - und das Hindernis genommen: Es gelang ihnen erstmals, ausgereifte Körperzellen von Mäusen ohne die Hilfe gefährlicher Retroviren zu den begehrten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) umprogrammieren, wie die Genetiker in der online-Ausgabe des Fachmagazins "Science" berichten.

Statt riskanter Retroviren ...

Zur Umwandlung von Körperzellen in die begehrten iPS muss man vier Gene in die Zellen einschleusen - die so genannten Yamanaka-Faktoren, benannt nach dem japanischen Erfinder der revolutionären Methode. Das Problem dabei: Als Transporter fungierten Retroviren, die oftmals auch ihre eigenen Gene ins Erbgut der Zelle einschleusen und damit Krebs auslösen können.

... harmlose Adenoviren

Hochedlinger und seine Kollegen verbesserten das Verfahren nun, indem sie harmlose Adenoviren für den Transport der Gene nutzten. Die haben den Vorteil, nach erfolgreicher "Ablieferung" der Gene nach und nach wieder aus den Zellen zu verschwinden. Das sei zugleich aber auch das Problem bei der Effizienz des Verfahrens, so Hochedlinger auf Nachfrage des Standard: "Die Adenoviren dürften in vielen Zellen nicht lange genug vorhanden sein, um die Zelle umzuprogrammieren."

Beim Menschen habe das bis jetzt noch nicht geklappt, was daran liege, dass die Reprogrammierung von menschlichen Hautzellen rund drei Mal so lang dauere. "Es ist aber alles nur eine Frage der Optimierung des Virus und der Kulturbedingungen", so Hochedlinger, der glaubt, dass auch das innerhalb der nächsten paar Monaten gelingen wird. Nachsatz: "Wem, weiß ich noch nicht." (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28. 9. 2008)