Die Schlagworte in der Projektbeschreibung für das "Branding" könnten kaum nichtssagender sein: "Arbeit+Freizeit, Performance+Entschleunigung" sollen Lust auf die "Seestadt Wiens" auf dem heutigen Asperner Flugfeld machen. Aber warum müssen Planer eine Marke für ein Gelände kreieren, das noch eine Gstätten ist? Um Identität zu schaffen, lautet das Argument.

Das mit der Identität ist tatsächlich ein Problem: Kann man mit einem inszenierten Image ein Grätzel-Gefühl entstehen lassen? Das Lebensgefühl im eigenen Wohnviertel entsteht zumeist erst, wenn es darin auch noch Freiräume gibt, deren Nutzung nicht von vornherein festgelegt ist. Das stramm durchgeplante Projekt in Aspern wirkt dagegen ein bisschen so, als würde auf dem ehemaligen Flugfeld ein Raumschiff landen, das seine Besatzung erst anheuert.

Auch in Graz soll auf den Reininghaus-Gründen ein neuer Stadtteil entstehen. Einen Namen hat man für das Projekt dort noch nicht. Eines hat man aber mit Aspern gemeinsam: Alle Lebensbereiche sollen miteinander vernetzt werden. Geht es nach den Projektbetreibern, soll ein Stadtviertel entstehen, "wo das Ein- und Auspendeln de facto unnötig wird".

Doch ist es überhaupt sinnvoll, Städte in Städten zu planen? Ernstzunehmende Stadtplaner bezweifeln das.

Der Wiener SPÖ wird oft von Kritikern nachgesagt, dass sie das Leben der Stadtbürger am liebsten von der Wiege bis zur Bahre organisieren würde - was in Aspern tatsächlich gelänge. Doch Stadtviertel, die von den Bewohnern erst gar nicht mehr verlassen werden müssen, enden oft genug als wenig geliebte Satellitenstädte. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe, 27./28.09.2008)