Neben der "Krone" und ihrem Ableger "Heute" ist nur noch die "Wiener Zeitung" unter ihrem Chefredakteur Andreas Unterberger voriges Wochenende auf die Ente von dem teuflischen Plan der EU-Kommission hereingefallen, wonach Wiener Würstelstände mit Häuseln hygienisch aufgerüstet werden müssen. Dem Blatt im Eigentum der Republik war der angeblich in der Londoner "Times" verkündete Anschlag einen Vierspalter samt Foto wert, der dann allerdings zum größten Teil davon handelte, dass man weder in der EU-Kommission noch im österreichischen Gesundheitsministerium von dieser Attacke auf die heimische Hochkultur etwas wusste. Völlig ahnungslos über derartige Pläne ist Wirtschaftskammer-Spartenobmann Josef Bitzinger, selbst Würstelstand-Besitzer, der die Lage weit realistischer einschätzte als die Redaktion: "Passieren kann vieles, aber das nicht!"

Doch wachsam bleiben, denn man kann nie wissen! Die "Krone" vermeldete das neueste EU-Verbrechen einen Tag nach der "Wiener Zeitung", berief sich aber auf eine andere Quelle. Laut eigenem Internetauftritt planen die EU-Bürokraten offenbar eine "Toiletten-Pflicht" für alle Imbissstände in Österreich.

Statt gelassen zu bleiben, weil eine derartige, wahrhaft grundlegende Veränderung des EU-Vertrages im Sinne Werner Faymanns ohnehin einer Volksabstimmung zu unterwerfen wäre, witterten die professionellen Verdachtschöpfer des Blattes eine Intrige. Obwohl im Internet noch groß angekündigt, will die EU offiziell von diesen Plänen jetzt nichts mehr wissen. Sprecherin Adina Reumüller: "Eine Veränderung der derzeitigen Bestimmungen ist nicht geplant."

Obacht, nur dem Internet ist noch weniger zu trauen als der EU!

Wenn die "Krone" sich eines Anliegens annimmt, dann gründlich, und ganz gründlich, wenn das Anliegen Faymann heißt. Aus der Spalte des Hausdichters ward er unmittelbar vor der Wahl emporgehoben zu den höchsten Weihen, die im Hundestreichlermilieu zu vergeben sind: In die Tierecke.

Wen würden Tiere wählen? wurde am Donnerstag über eine Doppelseite die Frage aufgerollt, deren Beantwortung das Schicksal Wilhelm Molterers besiegeln wird. Denn was sollte das verantwortungsbewusste Tier schon wählen außer Werner Faymann?

7 Kandidaten stellen sich den "Krone"-Tierschutzfragen, und das Ergebnis: Von 35 möglichen Punkten erhält der SPÖ-Kandidat nicht weniger als 33. Werner Faymann geht in dieser Fragerunde als eindeutiger Sieger hervor. Bleibt zu hoffen, dass er seine Versprechen auch wirklich einhält.

Das Blatt hat es sich übrigens nicht so leicht gemacht wie sonstige Meinungsforscher. Die Jury der Tierbeauftragten besteht aus Tierarzt Stefan Moser vom Aktiven Tierschutz in der Steiermark, Andrea Specht, Tierschutzjournalistin, Hermann Gsandtner (Tierschutzombudsmann in Wien, gewissermaßen der Tier-Zilk).

Van der Bellen und Jörg Haider schneiden mit 26 beziehungsweise 27 Punkten respektabel ab, es folgt der Fritz mit 23 Punkten, darunter liegen Strache und Heide Schmidt mit 21 und 19 Punkten.

Wahrhaft erschütternd aber der ÖVP-Kandidat. Mit nur sieben von 35 Punkten hat er sich auf dem Status eines Tierquälers etabliert: Kaum Punkte gesammelt hat Wilhelm Molterer. Warum verweigert die ÖVP nach wie vor jegliche Problemerkennung im Bereich des Tierschutzes? Und nicht nur in diesem. Angesichts einer solchen Kaltschnäuzigkeit kann man nur bellen: Wauwau, es reicht!

Die unter Molterer schmachtende Kreatur kann sich nur über die Tierseite der "Krone" artikulieren. Der alte Hundestreichler kann das direkt. Am selben Tag jaulte er wieder einmal auf über den Bruch der Verfassung, der dann vorliegt, wenn die von ihm gezüchtete Handvoll Leserbriefschreiber nicht als das Volk anerkannt wird, von dem alles Recht ausgeht. Nur dass mit herannahendem Wahltag seine Interpretation der Verfassung immer bizarrer wird. Diesmal: Der Nationalrat mit seinen Abgeordneten hat die politischen Parteien so in der Hand, dass er meint, unsere Verfassung brechen zu können.

Der Nationalrat wird doch nicht aufmucken wollen gegen die "Krone"! Das darf er natürlich nicht! Wozu hätten wir überhaupt eine Verfassung, wenn die Parteien, die der Nationalrat so in der Hand hat, sie brechen dürfen? Und damit müsste eigentlich jeder Österreicher wissen, dass er nur eine Partei wählen darf, die einen solchen verbotenen Eingriff nicht hinnimmt. Welche wohl? Österreicher, wählt wie die Tiere!

Und wer sagt dem Onkel endlich: Nimm ein Sackerl für dein Gackerl!? (Günter Traxler/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28./9.2008)