Minsk - Die Opposition in Weißrussland hat heftige Kritik an dem Ablauf der Parlamentswahlen am Sonntag geübt. Ein gleichberechtigter Wahlkampf sei nicht möglich gewesen und zahlreiche Wahlberechtigte seien zu einer frühzeitigen Stimmabgabe gedrängt worden, sagte der Oppositionspolitiker Anatoli Lebedko. Staatschef Alexander Lukaschenko hatte erklärt, die Wahl würde internationalen Standards gerecht werden.
Lebdenko kritisierte, man könne nicht von einer tatsächlichen Wahl sprechen, "wenn Studenten, Soldaten und Arbeiter gezwungen werden, frühzeitig zu wählen, und wenn die Wahlurnen fünf Nächte lang nicht bewacht werden". Die Wahlkommission hatte angegeben, mehr als 25 Prozent der rund sieben Millionen Wahlberechtigten hätten ihre Stimme bereits vor Sonntag abgegeben. Führende Oppositionspolitiker kündigten Proteste an, sobald die Wahllokale schließen würden. Grund dafür ist auch der Ausschluss der Opposition aus der Wahlkommission, wodurch sie die Auszählung der Stimmen nicht überwachen kann.
Opposition bei vergangenen Wahlen nicht zugelassen
Bei den Wahlen vor vier Jahren war die Opposition nicht einmal zur Wahl zugelassen worden. Lukaschenko hatte sich jedoch im Vorfeld der diesjährigen Parlamentswahlen um ein besseres Image Weißrusslands im Westen bemüht. Er hatte deshalb politische Gefangene freigelassen und rund 400 Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zugelassen. Die Entscheidung der internationalen Wahlbeobachter, ob die Wahlen als "frei" gewertet werden können, gilt beinahe als wichtiger als das Wahlergebnis. Lukaschenko sagte bei seiner Stimmenabgabe, es werde schwer für die Beobachter sein, die Wahl nicht anzuerkennen.
Bisher ist der Wahlgang ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen. Um die 110 Sitze im Parlament bewerben sich 263 Kandidaten, von denen etwa 70 der Opposition angehören. Erste aussagekräftige Ergebnisse werden für Montag erwartet. (APA/AP)