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Die Ferrari-Box weist Felipe Massa an wegzufahren. Wie man sieht, stiftet diese Weisung erhebliche Unordnung.

Foto: AP/Multaup

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Alonso gewinnt den ersten GP unter Flutlicht.

EPA/JENS BUETTNER

Singapur - Nicht einer der WM-Favoriten, sondern der seit über einem Jahr sieglose Fernando Alonso hat am Sonntag in Singapur von Platz 15 aus das erste Nachtrennen der Formel-1-Geschichte gewonnen. Der spanische Renault-Glücksritter siegte nach 61 Runden und zwei Safety-Car-Phasen überraschend 2,9 Sek. vor Nico Rosberg im Williams sowie 5,9 vor Lewis Hamilton (McLaren). Der drittplatzierte Engländer hat vor den letzten drei Rennen damit wieder 7 Punkte Vorsprung auf Felipe Massa, weil der brasilianische Pole-Mann in seinem Ferrari nach einem kuriosen Tankunfall als 13. punktlos blieb.

Alonso bejubelte zwei Stunden vor Mitternacht seinen 20. GP-Sieg, den ersten seit dem noch im McLaren gefeierten Triumph am 9. September 2007, trotzdem nicht ganz so gestenreich wie die früheren. Wohl im Wissen darum, dass ihm an diesem Abend auch viel Glück zum ersten und historischen Sieger eines Flutlicht-Rennens gemacht hatte.

Pech und Glück für Alonso

"Fantastisch. Das erste Podium und dann gleich der erste Sieg, ich kann es kaum glauben", freute sich der 27-jährige Doppelweltmeister aus Oviedo natürlich dennoch. "Ich werde einige Tage brauchen, um das zu realisieren", sagte der Spanier, der nach zwei Trainings-Bestzeiten im Qualifying einen Benzinpumpenschaden erlitten hatte und nur von Platz 15 gestartet war." Ich hatte Samstag Pech und dafür Glück im Rennen", meinte Alonso schulterzuckend.

Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Denn viel hatte man sich von diesem historischen ersten Formel-1-Rennen unter Flutlicht erwartet, aber eher nicht den unverhofften Alonso-Sieg oder gleich zwei Außenseiter auf dem Podest.

Dabei schien auf dem 5,067 Kilometer langen Marina Bay Street Circuit zunächst ohnehin alles für die Favoriten zu laufen, nachdem das Rennen trotz dunkler Nachmittags-Wolken um 20.00 Uhr Ortszeit vor 100.000 begeisterten Fans auf den Tribünen und 500 Mio. vor den TV-Schirmen problemlos gestartet worden war. Massa und Hamilton waren dem Feld bereits klar enteilt, als ausgerechnet ein Unfall von Alonsos Teamkollegen Nelson Piquet in der 15. Runde alles auf den Kopf stellte.

Chaos bei Ferrari

Genauer gesagt Ferrari, denn dort leistete man sich nach der folgenden Safety-Car-Phase eine peinliche und in dieser Phase der WM vielleicht entscheidende Panne. Massa fuhr beim Tanken wegen falschem Grünlicht zu früh los, riss durch purzelnde Mechaniker hindurch den ganzen Tankschlauch mit sich und musste am Ende der Boxengasse lange warten, ehe man ihn von diesem Riesen-Teil befreit hatte. Ein klarer Fehler des Teams, das diesbezüglich heuer schon einmal gepatzt hatte.

Der Brasilianer fiel dadurch früh auf den letzten Platz zurück, musste auch noch eine Zehn-Sekunden-Strafe hinnehmen und war letztlich chancenlos. Teamkollege Kimi Räikkönen machte das Ferrari-Dilemma komplett. Der Weltmeister kämpfte zwar bis zum Schluss um Platz vier, zerstörte seinen Renner aber vier Runden vor Schluss an der Mauer und ist damit wohl endgültig aus dem WM-Rennen.

Zu den Glücklichen der Nacht zählte hingegen neben Alonso auch Rosberg. Zwar hatte ihn das Boxen-Tohuwbohu zunächst in Führung gespült, aber das nur, weil er wie Robert Kubica im BMW verbotener Weise in die gesperrte Boxengasse gefahren war. Trotz der dafür ausgesprochenen Stop-und-Go-Strafe,schaffte es der Weltmeister-Sohn erstmals auf Platz zwei.

"Ich hatte wirklich Glück im Unglück", gestand Rosberg, der im Finish von Hamilton nicht mehr attackiert wurde, obwohl nach einem späten Unfall von Adrian Sutil eine zweite Safety-Car-Phase das Feld erneut zusammengeführt hatte. "Ich habe nicht mehr volles Risiko genommen. Das waren wichtige Punkte", erklärte der Engländer, der im Wissen um das Ferrari-Out nichts mehr riskierte und mit einer 84:77-Führung gegenüber Massa in die letzten drei Rennen in Japan, China und Brasilien geht. "Ich hatte vor Singapur nur einen Punkt Vorsprung und die Ferraris waren hier absolut top. Das heute war für uns wirklich wichtig", gab sich Hamilton abgebrüht.

In einem sehenswerten Flutlicht-Rennen mit fantastischen TV-Bildern und kuriosen Szenen wie jener von Massa oder der seines Landsmannes Rubens Barrichello, der nach seinem Out den Helm ins Wasser schmiss, brachte auch Red Bull zwei Autos in die Punkteränge. Bester war Monza-Sieger Sebastian Vettel im Toro Rosso, der als beachtlicher Fünfter das Feld der gleich vier Deutschen in den Top-6 abrundete. Routinier David Coulthard, dem fast ein ähnliches Tank-Missgeschick wie Massa passiert war, holte als Siebenter zwei Punkte für Red Bull Racing. (APA)