Hamburg - Eine baldige Nutzbarkeit der arktischen Nordwest- und Nordostpassagen für die breite Handelsschifffahrt wird es nach Ansicht von Fachleuten nicht geben. 130 Wissenschafter, Juristen und Schifffahrtsexperten aus mehr als 30 Ländern befassten sich am Samstag in Hamburg bei einer Tagung des Internationalen Seegerichtshofes mit der künftigen Nutzung der Arktis.

Weil sich wissenschaftliche Beweise für den Wandel der Arktis durch die globale Erwärmung erhärten, wächst das Interesse an neuen Seehandelsrouten durch diese Region. Prof. Aldo Chircop aus Halifax sagte, die Nordwestpassage durch kanadisches Territorium werde voraussichtlich erst ab 2050 - und dann auch nur in den Sommermonaten - lange genug eisfrei sein.

"Schifffahrt in diesen Gebieten wird aber gefährlich bleiben"

Eine Nutzung der Nordwestpassage würde Reisen zwischen Asien und Nordamerika und zwischen Asien und Nordeuropa um bis zu 17.000 Kilometer verkürzen, erläuterte ein Sprecher der Stiftung für Seerecht. Schneller befahrbar werde die Nordostpassage sein, die nördlich der Russischen Föderation entlang führt, meinten die Experten. Eine Reise von Asien nach Hamburg wäre rund 9.000 Kilometer kürzer als durch den Suezkanal. "Schifffahrt in diesen Gebieten wird aber gefährlich bleiben, nicht alle Schiffe werden ohne Eisbrecher fahren können."

Agustín Blanco-Bazán, Chef der Rechtsabteilung der International Maritime Organization (IMO) London, wies auf weitere noch ungelöste Probleme hin: Schlechtwetter und der Mangel an guten Seekarten, die fehlende Abdeckung durch Kommunikationssysteme sowie weiterer Navigationshilfen stellten besondere Anforderungen an die Seefahrer. Die Abgelegenheit der Gebiete führe zudem zu hohen Kosten und großen Schwierigkeiten für Rettungsaktionen. Zudem könnten niedrige Temperaturen die Funktion der Schiffs-Technik beeinträchtigen. (APA/dpa)