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Wilhelm Molterer und Ursula Plassnik am Weg ins Parlament.

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Der VP-Chef will viele Fragen mit seinen Freunden besprechen, auch seinen Rücktritt.

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Missethon will das Ergebnis "gründlich analysieren".

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Lange Gesichter im Partyzelt der ÖVP.

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Bis zur ersten Hochrechnung verkrümelten sich sämtliche Parteigranden. Im schwarzen Headquarter in der Lichtenfelsgasse schlüpfte Obmann Wilhelm Molterer durch den Hintereingang in sein Büro, während sich das Festzelt vor der Parteizentrale nur langsam mit Funktionären füllte. Andere ÖVP-Spitzenpolitiker ließen sich erst gar nicht blicken. Einzig der Abgeordnete Ferdinand Maier nahm die triste Lage mit Galgenhumor: "Die gute Nachricht ist: Wir sind im Parlament", scherzte er.

Generalsekretär Hannes Missethon trat dann als Erster mit betroffener Miene vor die Kameras. "Das ist eine klare Niederlage für die ÖVP. Aber eigentlich für beide Regierungsparteien", sagte er. Und versicherte: "Molterer ist Parteichef, selbstverständlich."

Mit gutem Grund. Als kurz nach 17 Uhr die bunten Balken in die Höhe geschnellt waren, blieb der schwarze weit unter dem roten kleben. Auf magere 25,6 Prozent stürzte die Volkspartei am Sonntag ab, das entspricht einem satten Minus von 8,7 Prozent gegenüber der letzten Nationalratswahl. Und noch schlimmer: dem historischen Tiefststand in der Zweiten Republik. Beim Urnengang 1999, als die ÖVP als Drittplatzierte hinter der FPÖ gelandet war, hatte man immerhin noch 26,9 Prozent der Stimme eingefahren.

Einbrüche in Kernländern

Nicht nur in Städten ist die Partei dramatisch eingebrochen, auch in ihren Kernländern wie Vorarlberg (minus 10,9 Prozent gegenüber 2006), Tirol (minus 12,3 Prozent) oder Oberösterreich (minus 8,4 Prozent). Dabei hat die ÖVP viele Stimmen an die Wahlgewinner FPÖ und BZÖ abtreten müssen.

Im Gegensatz zum Wahlkampf der Sozialdemokraten, die ihre Antiteuerungsmaßnahmen pushten, hatten die Bürgerlichen nie ein ziehendes Kampagnenthema (siehe unten). Stattdessen gab Molterer lieber den obersten Hüter des Budgets und der bisherigen EU-Linie - und seine Minister legten sich mit der mächtigen Kronen Zeitung von Hans Dichand an. Ergebnis: Statt des erhofften Einzugs ins Kanzleramt darf sich der ÖVP-Chef wohl bald mit einer Obmanndebatte herumschlagen (siehe rechts). Noch am Wahlsonntag wagte sich die Obfrau der Jungen VP Niederösterreich vor: "Irgendjemand muss halt sagen, was so viele denken", erklärte Bettina Rausch via Aussendung: "Es reicht uns mit Wilhelm Molterer als Parteiobmann."

Ob die ÖVP nach ihrer Schrumpfung die Regierungsverhandlungen erneut mit zähen Sondierungsgesprächen in die Länge ziehen wird? Um dann erst recht gemeinsame Sache mit FPÖ und BZÖ zu machen? Wirtschaftsminister Martin Bartenstein will nach dieser Wahl nichts ausschließen. Nur das: Unter einem Kanzler Werner Faymann wolle er nicht mehr Minister sein. Wegen der "politischen Hygiene" nach dessen "Kniefall" vor der Krone. Und unter einem Strache oder Haider? Bartenstein im Standard-Gespräch: "Alles andere ist offen und noch nicht abschätzbar." Wissenschaftsminister Johannes Hahn wiederum interpretierte das Wahlergebnis im Gespräch mit dem Standard großkoalitionär: "Der Stil ist abgewählt worden." Und Missethon wich auf die Frage nach einem potenziellen Koalitionspartner vorerst nur aus: "Zuerst ist Analyse angesagt. Dann sehen wir weiter." (DER STANDARD Printausgabe, 29. September 2008)