Cooler Typ, charmanter Held: Paul Newman (unten mit Robert Redford) in einer seiner Paraderollen in George Roy Hills nostalgischer Western-Reminiszenz  "Butch Cassidy and The Sundance Kid"  (1969).

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New York - Gibt es Schlimmeres für einen Schauspieler, als für einen anderen gehalten zu werden? Ob man es glauben will oder nicht: Paul Newman wurde zu Beginn seiner Karriere manchmal mit Marlon Brando verwechselt. Erstaunlicher noch: Es war ihm ziemlich egal. Newman soll sogar Autogrammkarten mit dem Namen seines ungleich stürmischeren Kollegen unterschrieben haben.

Die Anekdote verrät bereits viel von der augenzwinkernden Zurückhaltung, welche die Karriere eines Schauspielers prägte, den Publikum wie Kritik verehrten. Newman war - anders als Brando oder James Dean, die wie er die Method-Acting-Schule von Lee Strasberg absolviert hatten - ein introvertierter Held des Hollywood-Kinos: einer, der Angriffe mit Lässigkeit parierte; einer, um dessen Mund meist der Ansatz eines Lächeln aufblitzte; einer, der keine darstellerischen Kraftakte benötigte. Newman wirkte mit Leichtigkeit verletzlich. Seine blauen Augen hatten daran einigen Anteil.

Dean hätte ursprünglich seinen ersten wichtigen Part spielen sollen, Rocky Graziano in Somebody Up There Like Me (1956). Zwei Jahre später gehörte Newman schon der ersten Liga der Hollywoodstars an: The Long Hot Summer brachte ihm in Cannes den Preis des besten Darstellers ein, für seine Leistung in Die Katze auf dem heißen Blechdach, in dem er gegen Elizabeth Taylors Verführungskünste immun ist, erhielt er seine erste Oscarnominierung. Die Trophäe bekam er aber erst im siebenten Anlauf: In Martin Scorseses Die Farbe des Geldes (1987) verkörperte er noch einmal Fast Eddie, einen geschmeidigen Billardprofi, den er bereits in Robert Rossens Filmklassiker The Hustler (1961) gegeben hatte.

Die 60er waren Newmans erfolgreichstes Jahrzehnt. Er spielte sich von Vorbildern frei, agierte immer souveräner, gelassener, verführerischer. Zu seinen bedeutenden Filmen zählen Der Unbeugsame, ein grimmiges Gefängnisdrama, der Spätwestern Der Wildeste unter Tausend und Butch Cassidy and The Sundance Kid (Zwei Banditen), in dem er gemeinsam mit Robert Redford eine regelrechte Charmeoffensive startete - ungeachtet aller Nostalgie des Films musste man ihr erliegen.

Newman blieb bis ins hohe Alter aktiv - als Schauspieler, begeisterter Autorennfahrer und Gesellschaftsmensch: Gemeinsam mit seiner Ehefrau, Schauspielerin Joanne Woodward, gründete er ein Saucen-Imperium, dessen Erlöse karitativen Zwecken zukamen. Politisch engagierte sich der Star zeitlebens für die Demokraten, was ihm unter anderem auch einen Ehrenplatz in Nixons Feindesliste einbrachte. Längst ist er unverwechselbar geworden. Am Freitag ist Paul Newman an Lungenkrebs gestorben. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.9.2008)