Schuld sind die anderen: Das Liberale Forum hätte Stimmen gekostet, versuchte etwa Grünen-Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny das schlechte Abschneiden ihrer Partei zu erklären. Und vergaß dabei zu erwähnen, dass Heide Schmidts Partei in Regionen der Kommunisten dahindümpelte.
Die Grünen stecken in der Krise. In den Wahlkampf haben sie nie richtig hineingefunden. Statt Überraschungen gab es alte, längst bekannte Themen. Was die Öko-Partei als seriös verkaufen wollte, war in Wirklichkeit Langeweile. Wurde vor dem Wahlsonntag noch das Rennen um Platz drei mit der FPÖ getrommelt, fand man sich tatsächlich in einem um Platz vier mit dem BZÖ wieder. Und verlor.
So wenig Esprit die Kampagne entwickelte, so blass blieb auch der Spitzenkandidat. Viel zu oft. Dabei hatten sich die Grünen auf die Zugkraft Alexander Van der Bellens verlassen. Intern bahnt sich nun eine Führungsdiskussion an. Das schlechte Ergebnis zeigt, dass Van der Bellen nicht mehr als sicheres Zugpferd gelten kann. Der Langzeit-Grünenchef ist angeschlagen. So eine Dreierkoalition der Verlierer (SPÖ-ÖVP-Grüne) überhaupt anzudenken, ist keine Alternative. Dann bleibt wieder nur die Opposition? Mit Aussicht auf fünf lange Jahre. Trübe Aussichten für den Herrn Professor.

Ob die noch nicht ausgezählten Wahlkarten für die Grünen noch etwas retten können, bleibt abzuwarten. So viel Glück könnte aber auch schädlich sein: Dann würde es wieder heißen, man sei mit einem blauen Auge davongekommen. Damit würde auch das eigentliche Problem der Partei vertagt. Und das lautet: Wer kommt nach „VdB"? (Peter Mayr, DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)