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Österreichs Wähler und Wählerinnen waren desillusioniert und unlustig. Mehr noch: Sie waren wütend wie schon lange nicht. Wut sitzt im Bauch, wie das Wahlergebnis beweist. Abgestraft wurden die (ehemals) Großen. Am härtesten die ÖVP, die genüsslich dafür gesorgt hatte, dass die SPÖ nichts von dem hielt, was sie versprach. Dass es Molterer plötzlich reichte, nahm ihm (außer Schüssel) keiner ab.

So zogen sich die kühlen ÖVP-Strategen für ihre destruktive Regierungsarbeit und ihren sozial abgehobenen Wahlkampf den Unmut der Wähler zu, mehr noch als die tollpatschige SPÖ, deren Verluste sich in Faymanns Grenzen hielten. Wen aber wählt man, wenn man wütend wählt? - Nicht die Grünen mit ihrem zeitlos entspannten, friedfertig lächelnden Professor.

Wählt man mit Wut, so wählt man entweder den Wütenden selbst, den entschlossenen Kämpfer "für beide Geschlechtsteile" (Strache, ORF-Report - er meinte Männer und Frauen). Oder man erfreut sich am sonnengereiften, mild gewordenen Antlitz des rechten Outlaws der ersten Stunde. Die Haider wählten, wischten allen anderen ordentlich eins aus. Das war ihnen ein Bedürfnis. (dag/DER STANDARD Printausgabe 29.9.2008)