Teure Werbeagenturen spart man sich bei den Freiheitlichen. Mastermind hinter den blauen Wahlkampagnen, wie auch bei dieser, ist Generalsekretär Herbert Kickl (39). In seinem Auftreten ist der gebürtige Villacher aber alles andere als ein typischer Blauer. Er gibt sich zurückhaltend, beinahe nachdenklich. Aufgeregtheit ist nicht das Seine.

Kickl kann jedoch auch ganz anders. Bekannt wurde der studierte Philosoph nämlich als Redenschreiber von Jörg Haider - und durch so manche verbale Attacken, die Haider ritt. Auf ihn geht unter anderem die äußerst umstrittene Beleidigung des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, zurück. "Wie kann jemand, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?", feixte Haider 2001 bei seiner Aschermittwoch-Rede.

Der Landeshauptmann war es auch, der Kickl in die Politik brachte. Den jungen Haider bewunderte er. Ein Wechsel zum BZÖ kam für Kickl dennoch nie infrage. Seine Heimat blieb die FPÖ.

Nach der Abspaltung wurde Kickl zu einem Vertrauensmann von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Gemeinsam mit ihm gab er die Linie vor: keine Wiedervereinigung mit den Orangen. Die blaue Hoffnung, dass das BZÖ nur in Kärnten punkten können würde, ist seit Sonntag aber überholt.

Joschka Fischer als Vorbild

Ganz abgebrochen hat er die Kontakte zu den früheren Parteikollegen dennoch nie. Zu Jörg Haiders Sprecher Stefan Petzner wird ihm eine gute Gesprächsbasis nachgesagt. "Nach der Wahl können wir gerne einmal auf ein Bier gehen", sagte er zuletzt.

Von Meinungsumfragen hält der Vater eines Sohnes nach eigenen Angaben wenig: "Man erfährt wesentlich mehr über die Sorgen der Leute, wenn man drei Stationen mit der Straßenbahn fährt."

Im Parlament hat sich der FPÖ-Generalsekretär auf Sozialthemen konzentriert. Mit einer heutigen Mitstreiterin, Grünen-Vize Eva Glawischnig, drückte Kickl gemeinsam die Schulbank. Im Gymnasium in Spittal an der Drau wechselte er sich mit ihr als Klassensprecher ab. Für einen Blauen ungewöhnlich ist auch eines seiner Vorbilder: "Auch wenn uns ideologisch Welten trennen, halte ich Joschka Fischer für sehr interessant."

Privat ist Kickl ein begeisterter Läufer. Mit Krawatte sieht man ihn selten - nicht einmal im Parlament. Sein Markenzeichen: Jeans und Dreitagebart.(DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)