Für die ÖVP begann der Wahlkampf mit einem Befreiungsschlag: Parteichef Wilhelm Molterer stellte sich am 7. Juli vor die Medien und kündigte der SPÖ die ungeliebte große Koalition unter roter Führung auf. Die Dynamik dieser Aktion sollte die ÖVP im Wahlkampf nie mehr finden, die Maschinerie kam nie richtig in Gang.

Verantwortlich dafür zeichnet Generalsekretär Hannes Missethon. Der 49-jährige Steirer mit Hang zu deftigen Sagern und rigorosem Links-rechts-Weltbild, legte seine persönliche Rollengestaltung in der ÖVP-Zentrale immer als Rechtsaußenverteidiger an. Es galt, den rechten Flügel dichtzumachen und Signale an rechtslastige Wechselwähler zu senden. Etwa durch Sprüche wie "In Ottakring schlafen gegangen, in Klein-Istanbul aufgewacht".

Der Nachfolger von Reinhold Lopatka, ebenfalls eine Leihgabe der steirischen VP, muss geradestehen für eine Wahlkampagne, die ÖVP-intern für Haareraufen gesorgt hatte. Die textlastigen Plakate aus der Agentur Gull + Company, die lange Zeit ohne Molterer im Bild auskamen und ihn dann schlecht fotografiert abbildeten, waren nur der äußere Rahmen, der die Grenzen des ÖVP-Wahlkampfs eng absteckte. Auch themenmäßig kam die ÖVP nicht vom Fleck. Die SPÖ hatte mit dem Teuerungstremolo den Grundton des Wahlkampfs angestimmt. Die ÖVP blieb auf ihrem stabilen Staatshaushalt sitzen.

Für Missethon wird die Wahlniederlage wohl das übliche Downgrading bedeuten - Lopatka wurde nach seinem versemmelten Wahlkampf 2006, der die ÖVP Platz eins und den Kanzler kostete, zum Sportstaatssekretär gemacht. (DER STANDARD Printausgabe, 29. September 2008)