Wien  - Nachdem der österreichische Einzelhandels- und Immobilien-Unternehmer Jamal Al-Wazzan Mitte August die Textilkette Schöps übernommen hatte, muss er nun aus Sparmaßnahmen einige Läden, die nicht funktionieren, dicht machen, sagte er zur Fachzeitschrift "Textil". "Da kann man nicht länger zuschauen, ohne die Gesamtheit zu gefährden", wird Al-Wazzan in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift zitiert.

"Einstweilen" wird Al-Wazzan zwei Geschäfte zumachen. Wie viele es insgesamt werden, wisse er noch nicht. Der Vorbesitzer Arques hat mit Schöps im vergangenen Geschäftsjahr 13,5 Mio. Euro Verlust eingefahren und beim Verkauf weitere 25 Mio. Euro abschreiben müssen, heißt es im Bericht. Al-Wazzan hat Mitte August 94 Schöps-Geschäfte und 578 Mitarbeiter von Arques übernommen. Den Namen Schöps habe er aber nicht gekauft - der sei in den Hauptstädten nicht mehr sanierbar. In Zukunft seien "massive Spar- und Vorsichtsmaßnahmen" notwendig, sagte Al-Wazzan.

Dass es durch die Neustrukturierung der Textilhandelskette zu Kündigungen oder weiteren Standortschließungen kommt, konnte Schöps-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Neubert zuletzt nicht ausschließen. Al-Wazzan sagte zu "Textil", "wenn 50 oder 80 Leute keine Arbeit mehr haben, tut mir das in der Seele weh. Aber es ist besser, als ich reiße 600 Leute mit". Oberstes Gebot sei es, so viele der 578 Mitarbeiter unterzubringen wie möglich. Al-Wazzan würde, "wenn es ganz hart ist" versuchen, für die Mitarbeiter einen anderen Arbeitsplatz zu finden. "Dann schaue ich bei meinen ganzen Mietern", sagte er.

 

Forderung nach Sozialplan

Anfang September hat die Gewerkschaft GPA-DJP für die von geplanten Kündigungen betroffenen Schöps-Mitarbeiter einen Sozialplan verlangt. Al-Wazzan solle seinen Mitarbeitern konkrete Lösungen anbieten und sie nicht länger im Unklaren lassen, hieß es damals. Al-Wazzan hat den Mitarbeitern laut "Textil" in einer Telefonkonferenz gesagt, dass er sich für jeden einzelnen einsetzen wird, der arbeiten will. "Und wenn ich sage, ich setze mich ein, dann meine ich das auch so", sagte der neue Chef der früheren Schöps-Filialen. Als Sicherheitsmaßnahme hat Al-Wazzan aber alle Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet.

120 Mitarbeiter gekündigt

Heute wurden 120 der 578 Mitarbeiter gekündigt, sagte Schöps-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Neubert. "Wir werden aber alles versuchen, um so viele Mitarbeiter wie möglich doch zu behalten", so Neubert.

Wie das gehen soll, weiß Neubert auch schon. Voraussetzung für jeden künftigen Pächter einer Filiale werde es sein, dass alle Schöps-Mitarbeiter mitübernommen werden. "Oder wir versuchen, die Mitarbeiter bei anderen Kettenbetreibern unter zu bringen", sagte der Schöps-Vorstand. Dass die überwiegend älteren Damen nicht in das Tally Weijl-System passen und dort nicht ohne weiteres übernommen werden können mache nichts, schließlich gebe es genügend Konzepte, in denen sie sehr wohl gefragt seien.

Innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfrist von 3 Monaten will das Unternehmen nun alle Hebel in Bewegung setzen, um die 120 Mitarbeiter vor dem Aus zu retten. "In vielen Fällen wird uns das gelingen", zeigt sich Neubert zuversichtlich.

Verwandlung

Al-Wazzan will die 94 Geschäfte entweder in Franchisegeschäfte umwandeln oder das Geschäft, wenn der Partner nicht als Franchisegeber auftreten will, weitergeben. Die 94 Geschäfte hätten 94 unterschiedliche Verträge. Er werde sich jeden einzelnen anschauen, was er darf und was nicht. Al-Wazzan geht aber davon aus, dass die Schöps AG auch unter einem neuen Eigentümer überall mit Textilien handeln darf. "Wir schreiben halt statt Schöps Esprit, Street One, Tally Weijl oder sonst etwas auf die Fassade", so Al-Wazzan über seine Pläne.

Jamal Al-Wazzan ist im Alter von vier Jahren gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Haythem aus Bagdad nach Österreich gekommen. Ihre geschäftliche Laufbahn haben die beiden als Franchisenehmer von Stefanel begonnen. Zu den Einzelhandelstätigkeiten der Brüder gehören Franchisegeschäfte von Esprit, Tally Weijl, Street One und Cecil sowie eigene Ladenkonzepte wie Jeans Only und Leather Company. (APA)