Rund 90 Gräber in der islamischen Sektion eines Friedhofs in Traun (Bezirk Linz-Land) sind am Wochenende geschändet worden. Das gab die Sicherheitsdirektion Oberösterreich am Montag bekannt. Die Islamische Religionsgemeinde Linz vermutet die Täter in der rechtsextremen Szene. Der Schaden ist beträchtlich.

Die Kriminalisten gehen von mehreren Tätern aus. Sie dürften zwischen Freitag und Sonntag zugeschlagen haben: Grabsteine, Grabplatten und hölzerne Tafeln wurden aus der Verankerung gerissen und mit schwarzem Lack besprüht. Die Schmierereien auf den Grabsteinen würden David-Sterne und siebenarmige Leuchter zeigen, auch der Name einer israelischen Partei sei aufgesprüht worden, berichtete die Islamische Religionsgemeinschaft. Sie gehe davon aus, dass die jüdischen Symbole von den wahren Tätern, die sie im rechtsradikalen Bereich vermutet, ablenken sollen.

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Es handle sich um jüdische Symbole und Schriftzüge, bestätigte Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Ob die Täter tatsächlich "rechtstendenziös" seien, könne er derzeit noch nicht beurteilen. "Die Wörter und Symbole passen nicht in die rechte Ebene."

Vandalenakt

Die Religionsgemeinde zeigte sich wenig überrascht von den Vandalenakten: Der muslimische Bestatter habe das bereits befürchtet, nachdem er vergangene Woche einen Sticker einer rechtsradikalen Organisation beim Eingang des Friedhofes entfernt hatte. Gerade während des Fastenmonats Ramadan sei die Betroffenheit bei den Angehörigen besonders groß: "Der Schock sitzt tief."

Auch das Dokumentationsarchiv Islamophobie zeigte sich in einer Aussendung bestürzt über die jüngsten Sachbeschädigungen gegen muslimische Gräber in Traun. Wie auch die Islamische Religionsgemeinschaft in Linz vermutet es die Täter im rechtsextremen Kreis, der mit den Symbolen von der wahren Täterschaft abzulenken versucht. Angesichts des jüngsten Wahltriumphes rechtspopulistischer Parteien, blickt das DAI beunruhigt in die Zukunft.

"Die Grabschändungen sind als eine verabscheuungswürdige und menschenverachtende Tat zu verurteilen. Wir fordern rasche Ermittlungen und eine umfassende Strafverfolgung der Täter und/oder Täterinnen", zeigt sich Karim Saad, Mediensprecher des DAI, erbost. "Wir wollen ein friedliches Zusammenleben in unserer Heimat Österreich", so Saad weiter. "Leider zeigt das jüngste Wahlergebnis, dass eine große Anzahl an MitbürgerInnen das rechte Lager nutzt, um ihren Protest auszudrücken. Dies ist aber mit Sicherheit der falsche Weg. Nun müssen wir noch wachsamer in der Gesellschaft sein, um jeglichen Rassismen vehement entgegenzutreten." (APA/red)