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Toronto - Jemanden kaltstellen, ihm eisig begegnen oder ihm die kalte Schulter zeigen - der Zusammenhang, den unser Sprachgebrauch seit jeher zwischen empfundener Einsamkeit und Ausgrenzung sowie einem Gefühl der Kälte herstellt, ist offenbar keineswegs an den Haaren herbeigezogen: Psychologen der University of Toronto haben nachgewiesen, dass soziale Isolation mit einer subjektiven Wahrnehmung von Kälte im körperlichen Sinne einher geht. Dazu wurden zwei Experimente durchgeführt - Details der Studie wurden im Fachmagazin "Psychological Science"  veröffentlicht.

Zwei Experimente

Für das erste Experiment wurden 65 Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Mitglieder der einen Gruppe sollten sich an eine persönliche Erfahrung erinnern, in der sie sich sozial ausgeschlossen, isoliert oder einsam gefühlt hatten - zum Beispiel die Nichtaufnahme in einen Club. Die zweite Gruppe sollte sich an die gegenteilige Erfahrung, die Aufnahme in eine Gemeinschaft erinnern. Alle Teilnehmer wurden anschließend gebeten, die Raumtemperatur zu schätzen. Die Schätzungen gingen von zwölf Grad bis zu 40 Grad. Jene, die sich an schlechte Erfahrungen erinnerten, gaben deutlich niedrigere Werte an.

In einem zweiten Experiment spielten die Studenten ein Ballspiel am Computer. Das Spiel war so programmiert, dass manche der Freiwilligen den Ball viel öfter zugespielt bekamen als andere. Anschließend wurden sie gebeten, die Stärke ihres Wunsches nach einem heißen Kaffee, Keksen, Limonaden, einem Apfel oder einer heißen Suppe zu bewerten. Die "unbeliebten" Teilnehmer entschieden sich viel eher für den Kaffee oder die Suppe. Diese Vorliebe führen die Forscher auf ein körperliches Kältegefühl zurück, das durch das Ausgeschlossensein hervorgerufen wurde. Der leitende Wissenschaftler Chen-Bo Zhong betonte laut BBC, dass die Erfahrung des Ausgeschlossenseins einen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes frieren lassen kann. Aus diesem Grund würden auch immer wieder Temperatur-Metaphern verwendet, um ein Zugehörigkeitsgefühl oder aber das Ausgeschlossensein zu beschreiben.

Funktioniert der Mechanismus auch umgekehrt?

Diese Erkenntnisse sollten auch direkt beim Umgang mit Traurigkeit oder Einsamkeit berücksichtigt werden, so die Forscher. Es sei ein interessanter Forschungsgegenstand herauszufinden, ob die Wärme eines Objekts negative Gefühle relativieren könne: Derartige Ansätze kommen jedenfalls als Metaphern immer wieder in Selbsthilfe-Büchern vor.  (pte/red)