Es dauerte allerdings bis 1919, bis die Büroklammer ihre heutige Form bekam - und es war ein Österreicher, der sie schuf.

Foto: Matthias Cremer

Es geht um Gerechtigkeit: Ein Ding kann nichts für das, was man ihm nachsagt. Dass Büroklammern für Langeweile im Arbeitsalltag stehen, ist deshalb unfair. Schließlich hat das Drahtteil ja auch kreatives Potenzial. Nur: Wer steht schon dazu, leidenschaftlicher Büroklammern-Verbieger zu sein? Wer ist wirklich stolz auf jene Gebilde, die während Telefonaten, in Meetings oder bei Vorträgen entstehen?
Johannes Riedl findet das unfair - der Büroklammer gegenüber. Darum lobte der Geschäftsführer des Büroartikel-Großhandelshauses "eplus" die "Büroklammern-Challenge" aus: Wer bis zum 10. Oktober Fotos kreativen Umkrümmens an bueroklammer@eplusoffice.at mailt, kann eine Reise nach Oslo gewinnen. Zur größten Büroklammer der Welt.

Dass dieses Sieben-Meter-Monument in Norwegen steht, hat jedoch nicht Büro-, sondern zivilgesellschaftlichen Hintergrund. Nach der Okkupation durch Nazideutschland (April 1940) wurde die Klammer Symbol des Widerstandes: Man trug sie am Revers. Den Besatzern war das nicht egal: Das Tragen von Büroklammern wurde verboten - und geahndet.
Doch auch abgesehen davon spielt Norwegen in der Geschichte der Büroklammer eine Rolle. Zwar verwendeten schon die Sumerer (3000 vor Christi) Objekte, die ihr ähnelten, aber im deutschsprachigen Raum gilt der 12. November 1899 als Geburtsstunde der modernen Büroklammer.

An diesem Tag meldete sie Johann Vaaler aus Kristiania beim deutschen Patentamt an. Es dauerte allerdings bis 1919, bis die Büroklammer ihre heutige Form bekam - und es war ein Österreicher, der sie schuf: Der Fabrikant Heinrich Sachs (nebenbei: der Erfinder des Reißnagels) gab ihr eine innere Windung und nannte sie "Briefklammer". Seit damals läuft die Produktion bei "Sax" in Hirm (Burgenland) auf Hochtouren: Jährlich werden 250 Millionen Klammern produziert. Freilich: Wie viele davon zu Kunstwerken zweckentfremdet werden, ist nicht bekannt. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD-Printausgabe, 30.9.2008)