Nairobi/Mogadischu/Kuala Lumpur - Somalische Piraten haben einen Ende August gekaperten malaysischen Öltanker und seine 41-köpfige Besatzung freigegeben. Dies teilte der malaysische Ministerpräsident Abdullah Ahmad Badawi am späten Sonntagabend in Kuala Lumpur mit. Der Politiker äußerte sich nicht zu den Umständen der Freilassung. Die Zeitung "New Straits Times" berichtete, dass ein Lösegeld von zwei Millionen Dollar gezahlt worden sei. Der Tanker war am 29. August im Golf von Aden vor der Küste Jemens von den Piraten überfallen worden. Stillstand herrschte zunächst dagegen bei den Bemühungen um die Herausgabe eines ebenfalls von Piraten gekaperten ukrainischen Frachters mit 30 Kampfpanzern an Bord.

Derzeit befinden sich mehr als ein Dutzend Schiffe in der Gewalt von Seeräubern, die mit Schnellbooten und automatischen Waffen ausgerüstet sind. Darunter ist auch die mit Panzern und Munition beladene "MS Faina" aus der Ukraine. Drei Kriegsschiffe, darunter ein US-Zerstörer, blockieren derzeit die Weiterfahrt des gekaperten Schiffes.

Die Piraten an Bord des ukrainischen Schiffes hatten am Sonntag vor einem militärischen Befreiungsversuch gewarnt. Niemand an Bord werde einen Angriff überleben, drohte ein Sprecher der Piraten. "Entweder werden alle überleben oder alle sterben." Derzeit gebe es keine Pläne, das Schiff gewaltsam zu befreien, sagte US-Marinesprecher Nathan Christensen von der Fünften Flotte. "Zur Zeit halten wir Sichtkontakt." In der Umgebung ankerten auch zwei weitere von den Piraten entführte griechische Schiffe.

Die somalische Regierung unterhält keine Marine und ist gegen das Treiben der Piraten machtlos. UN-Schätzungen zufolge erpressen die Piraten jährlich etwa 100 Millionen Dollar Lösegeld. Der UN- Sicherheitsrat hatte Anfang Juni alle Staaten ermächtigt, auch in somalischen Hoheitsgewässern gegen Piraten vorzugehen. Zuletzt überfielen Piraten auch einen Frachter einer Bremer Reederei sowie das Segelboot eines deutschen Paares. Die beiden Urlauber waren mehrere Tage in ihrer Gewalt.


Kapitän gestorben

Der Kapitän des ukrainischen Frachters soll russischen Medienberichten zufolge an Herzversagen gestorben sein.  "Der Kapitän war schwer krank", sagte ein russischer Seemann an Bord, wie der russische Fernsehsender Perwji Kanal am Montag berichtete. Er habe unter Bluthochdruck gelitten. Den anderen 20 Besatzungsmitgliedern ging es nach Angaben des Russen gut. Er bestätigte auch Berichte über die Anwesenheit ausländischer Kriegsschiffe in der Nähe der entführten "Faina". Ein Schiff sei vermutlich aus den USA, sagte er weiter.

Ein Sprecher der Piraten hatte am Montagmorgen den Tod eines Besatzungsmitglieds bekannt gegeben. Der Mann sei nicht gewaltsam ums Leben gekommen oder erschossen worden. Die "Faina" war am Donnerstag vor der Küste Somalias entführt worden. Zur Besatzung zählten insgesamt 17 Ukrainer, drei Russen und ein Lette. Die Piraten forderten 20 Millionen Dollar (14 Millionen Euro) Lösegeld für die Freigabe des Schiffs. Am Sonntag war die "Faina" offenbar von mehreren ausländischen Kriegsschiffen umzingelt worden. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums hatte der Frachter 33 Panzer sowie Granatwerfer für die kenianische Armee an Bord und war auf dem Weg nach Mombasa.

Ein Sprecher der US-Marine sagte hingegen, die Rüstungsgüter seien für den Sudan bestimmt. Dort gibt es mehrere mögliche Empfänger. In der westlichen Provinz Darfur kämpfen seit 2003 Rebellenorganisationen gegen arabische Reitermilizen, die von der Regierung unterstützt werden. Auch im Süden des Landes schwelt der Konflikt zwischen der Regierung und der Rebellenorganisation SPLA trotz Friedensabkommen weiter. Kenia und die Ukraine wiesen die Angaben der USA zurück. (APA/AFP/dpa)