Wien - Auch für die Bankanalysten war das gestrige überraschende Scheitern des 700 Mrd. Dollar schweren Rettungsplans der US-Regierung für den Finanzsektor "ein Schock", wie die Experten der Erste Bank am Dienstag erklärten. Das Rettungspaket sei aber noch nicht gestorben. Die Analysten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) orten in dem (vorerst abgelehnten) Notfallprogramm zwar Schwächen, das wohl weitere Bankpleiten und einen globalen Konjunkturrückgang nicht verhindern werde. "Aber selbst ein mangelhaftes Rettungspaket ist besser als kein Rettungspaket", finden die RZB-Experten.

Weil, so meinen die RZBler, das auch den Kongressabgeordneten dämmern dürfte, die gestern dagegen stimmten, "gehen wir davon aus, dass es letztlich doch noch zu einer Annahme kommt". Bis dahin freilich dürften die Nerven auf den Finanzmärkten weiter blank liegen. Und riskantere Assetklassen dürften damit unter Druck bleiben.

Falls doch keine Einigung möglich sei, "geht die (Finanz-)Welt auch nicht unter", relativieren die Raiffeisen-Wertpapierexperten. Allerdings dürften sich die Aktienmärkte dann noch auf deutlich tieferem Niveau einpendeln und es dürften auch noch mehr US-Banken Probleme bekommen als es ansonsten nötig wäre. "Der - ohnehin nicht mehr zu stoppende - Konjunktureinbruch - würde damit noch tiefer ausfallen."

Paket lebt noch

In der Erste Bank meint man, dass das Paket noch nicht gestorben sei. Morgen, Mittwoch, schon könnte mit leichten Adaptierungen im Senat abgestimmt werden. Bei Zustimmung dort könnte der Entwurf noch einmal dem Repräsentantenhaus vorgelegt werden. "Es bestehen also noch Chancen". Möglich wäre der Entwurf eines ganz neuen Programms. Die Chancen dafür schwinden aber, je näher der Wahltermin (4. November) rückt.

Überließe man die Initiative einem neuen Präsidenten bzw. Repräsentantenhaus, würde dies Stillstand bis Jahresende heißen. Die Folgen: "Bestenfalls fortgesetzte Lähmung" des Finanzsektors, was zu Kreditrestriktionen und Rezession führe. Im schlimmsten Fall würden, so fürchten die Erste Bank-Analysten in einer ersten Studie, weitere Finanzinstitute ins Trudeln geraten, andere Institute dabei mitziehen und eine "Abwärtsspirale" in Gang setzen. (APA)