Moskau - Die russische Regierung hat weitere Maßnahmen verabschiedet, um die Auswirkungen der Finanzkrise abzufedern. Premierminister Wladimir Putin genehmigte eine weitere Kapitalspritze in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar. Das Geld, das aus den russischen Gold- und Devisenreserven kommt, wird der russischen Außenwirtschaftsbank VEB zur Verfügung gestellt.
Diese soll die Milliarden den russischen Banken und Firmen in Form von Krediten weitergeben, um deren Auslandsschulden zu tilgen. Russische Banken und Unternehmen stehen im Ausland mit insgesamt 300 Milliarden US-Dollar in der Kreide, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Andrej Klepatsch laut Ria Nowosti.
"Heute geht es nicht darum, dass jemand seine Schulden nicht zahlen kann, wichtiger sind Präventivschritte", sagte Klepatsch. Eine Vertrauenskrise könnte einen Zusammenbruch des Interbankenmarkts zur Folge haben. Der russische Staat hat dem Markt bisher rund 180 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt.
Dennoch stürzten die russischen Börsen am Dienstag wieder dramatisch ab. Die Finanzmarktbehörde setzte daraufhin den Handel aus und kündigte eine Verschärfung der Regeln an. Künftig soll der Handel bereits ausgesetzt werden, wenn die Aktie oder der Index bei der Eröffnung einen Verlust von mehr als zehn Prozent oder mehr als fünf Prozent im Tagesverlauf aufweist. Bisher lagen diese Grenzen bei zwölf und acht Prozent.
Mehr Kontrolle gefordert
Mehr Kontrolle über die Akteure auf dem Finanzmarkt forderte Alexej Uljukajew von der Zentralbank im Magazin Itogi. Die Zentralbank kontrolliert zwar die rund 1200 russischen Banken, Broker und andere Finanzfirmen unterliegen jedoch der Aufsicht der weniger einflussreichen Aufsichtsbehörde FSFR. "Wir müssen gemeinsam mit dem FSFT Investmentfirmen beaufsichtigen. Im Gegenzug sollen sie Zugang zu unserer Liquidität haben", sagte Alexej Uljukajew. (ved, DER STANDARD, Printausgabe, 1.10.2008)