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Zu dicke Oberschenkel, Fett am Bauch, ein Schwimmreifen um die Hüften. Die so genannten Problemzonen werden, glaubt man der Österreichischen Gesellschaft für plastische Chirurgie, immer häufiger chirurgisch entfernt. Seriöse plastische Chirurgen betonen aber: Als aufwändige Operation dürfe der Eingriff nicht als einfache Sache abgetan werden und auch zum Abnehmen sei die Liposuction (Fettabsaugen) nicht geeignet. Wozu also überschüssige Fettzellen loswerden?

"Problemzonen" formen

"Eine Fettabsaugung will unvorteilhaft geformte Körperregionen korrigieren und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer neuerlichen Fettansammlung an diesen Körperstellen herabsetzen", schreibt der plastische Chirurg Edvin Turkof in seiner rechtzeitig vor der Frankfurter Buchmesse erschienen "Enzyklopaedia Aesthetica". In zwölf Bänden will der Plastische Chirurg dem boomenden Markt mit Fachinformationen entgegen treten. Kein schulterklopfendes "das machen wir schon...", sondern klare medizinische Aufklärung steht im Mittelpunkt. Von wenig empfehlenswerten Methoden, wie die ultraschall-assistierte Liposuction (UAL) oder über mögliche Komplikationen, wie Dellenbildung und Embolien ist da zu lesen.

Eingriff miterleben

Vor zwei Wochen hat der erfahrene Chirurg die Medien in den Operationssaal geladen. Am OP-Tisch liegt eine junge Frau mit Erfahrung: Nach der Korrektur des Bauches sind nun die Oberschenkel dran. Ihre Körperformen sind weiblich, aber keinesfalls schwabbelig. Wie auch, sie ist erst 19. Über zwei Stunden dauert der Eingriff, die Vorteile der schonenden Methode der dreidimensionalen, vibrationsassistierten Fettabsaugung werden erklärt, nicht aber was ein so junges Mädchen zu so einem schweren Eingriff treibt.

Der Weg zurück ins "normale Leben" zeigt die Schwere des operativen Eingriffs: Mit Schmerzen, Blutergüssen und Schwellungen ist zu rechnen. Für vier bis acht Wochen ist eine Kompressionswäsche zu tragen, um das Ergebnis zu verbessern. Am fünften Tag nach dem Eingriff darf endlich wieder geduscht werden. Zur Entfernung der Nähte kommt es durchschnittlich am zehnten postoperativen Tag.

Je nach Absaugmenge können die Patienten gleich am selben Tag oder nach ein bis zwei Nächten wieder nach Hause. Als Obergrenze gilt bei einem Eingriff unter örtlicher Betäubung eine Menge von drei Liter abgesaugter Fettmenge.


Und danach? Umstrittener Langzeiteffekt


Tatsache ist, dass abgesaugte Fettzellen bei Erwachsenen nicht wieder nachgebildet werden. Ob die "Traumfigur" deshalb auch erhalten bleibt, ist strittig. "Wenn man sich Fett an den Hüften absaugen lässt, wird man dort künftig weniger leicht zunehmen", erklärt Turkof den Vorteil der Methode, gibt aber zu bedenken: "Nimmt man massiv zu, kann es sein, dass die angrenzenden Areale deutlich Fett ansetzen, das abgesaugte Areal aber nicht. Deshalb ist eine Fettabsaugung nur dann zu empfehlen, wenn das Gewicht zum Zeitpunkt des Eingriffs auch gehalten werden kann."

Kritiker gehen jedoch noch einen Schritt weiter. So klärte das Konsumentenmagazin schon vor zwei Jahren auf, dass der "lang anhaltende Effekt" nicht von langer Dauer sein muss, da "die wenigen verbliebenen Fettzellen die Speicherkapazität erhöhen und dadurch trotzdem neue Fettpölsterchen entstehen." Aufgrund der hohen Kosten und der Gesundheitsrisiken empfehlen die Konsumentenschützer deshalb zuerst den Weg zur psychologischen Beratung als "gewinnbringendere" Methode für das persönliche Glück. (nia)