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Einer von vier Heiligen der orthodoxen Kirche in Montenegro: Sveti Vasilije.

Foto: Archiv

In Montenegro verteilen sich rund 650 orthodoxe Klöster und Kirchen auf 14.026 Quadratkilometern Landesfläche - das ergibt eine beachtliche Dichte an Sakralbauten. Ostrog ist der wichtigste von ihnen, er zählt zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der serbisch-orthodoxen Kirche. Jahr für Jahr pilgern tausende Serben und Montenegriner zu dem Felsenkloster rund 50 Kilometer nördlich von Montenegros Hauptstadt Podgorica.

In Montenegro führen zwei orthodoxe Kirchen eine manchmal mehr, manchmal weniger friedliche Koexistenz: Das Erzbistum von Montenegro und den Küstenländern zählt zur serbisch-orthodoxen Kirche und wird von der orthodoxen Weltkirche anerkannt. Die unabhängige montenegrinisch-orthodoxe Kirche wurde 1993 gegründet. Sie wird zwar vom Staat als Religionsgemeinschaft anerkannt, von der orthodoxen Weltkirche allerdings nicht. Beide beanspruchen, die legitime orthodoxe Kirche für Montenegro zu sein.

Rund 74 Prozent der 678.000 Montenegriner sind orthodoxen Glaubens, knapp 18 Prozent sind Muslime. Katholiken gelten mit 3,5 Prozent als Minderheit. Auch in Serbien stellen die Orthoxen mit 85 Prozent die größte Glaubensgruppe. Die serbisch-orthodoxe Kirche als Träger des kulturellen und nationalen Erbes des Landes.

Wanderprediger und Wunderheiler

Der Heilige Vasilije von Ostrog ist einer von vier Heiligen der orthodoxen Kirche in Montenegro. Er wurde 1610 in einem Dörfchen in der Herzegowina geboren, wo er sich realtiv früh einem dortigen Kloster anschloss. Nach kurzen Aufenthalten im Kloster von Cetinje unternahm er mehrjährige Reisen zu orthodoxen Klöstern in Russland und Griechenland.

Zurück in der Heimat reiste er als Wanderprediger durch die Herzegowina und Montenegro und wurde schließlich zum Metropoliten der Herzegowina ernannt. Im 17. Jahrhundert sind die Türkenkriege für Montenegro prägend - Mit etwa 40 Jahren flüchtete Vasilje vor den Osmanen in die Berge. Dort beginnt er um 1665 mit dem Bau des Felsenklosters Ostrog. 1667 sei es fertig gestellt worden.

Aus dieser Zeit stammen auch die Deckenfresken der Heilig-Kreuz-Kirche im obersten Stock des Klosters: Sie bedecken die Felswände des gesamten Raums und sind noch in erstaunlich gutem Zustand. Neben den Reliquien des Heiligen Vasilije zählen sie zu den wichtigsten Schätzen des Klosters.

Wieder ausgegraben

Vasilije wurde ursprünglich im unteren Teil des Klosters begraben (Donji Ostrog). Der Legende nach erschien er aber sieben Jahre nach seinem Tod dem Klosterprior im Traum und forderte, wieder ausgegraben zu werden. Niemand wollte dem Prior glauben, doch nachdem Vasilije seine Forderung dreimal wiederholt und mit Brandmalen auf der Stirn des Priors untermauert hatte, wurde er von den Mönchen aus dem unteren Kloster geborgen - sein Leichnam soll dabei vollkommen intakt gewesen sein und bis heute kaum Spuren von Verwesung aufweisen. Seither sind die Reliquien des Heiligen Vasilje im oberen Teil des Klosters aufgebahrt. Sie sollen heilende Kräfte besitzen, schon zu Lebzeiten bekam Vasilije den Beinamen "Wunderheiler".

Seit Vasilijes Leichnam 1678 aus dem Grab gehoben wurde, feiern die Anhänger der orthodoxen Kirche seinen Todestag, den 29. April (nach dem heutigen Kalender den 12. Mai). An diesem Tag herrscht in Ostrog Hochbetrieb.

Ostrog zählt zu den meistbesuchten Orten des Balkans, doch rund um das Kloster sind Touristen rar gesät: Die Gegend zwischen Danilovgrad und Niksic ist in dieser Hinsicht kaum erschlossen. Niksic, mit rund 70.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt Podgorica, ist im ganzen Land allgegenwärtig: Das liegt aber ausschließlich an der dortigen Brauerei, die ganz Montenegro mit "Niksico" versorgt. Touristisch gilt die Stadt als blinder Fleck: Hier bleibt man höchstens stehen, wenn man von der Küste auf den Weg in die Berge des Hinterlands ist.(nb, derStandard.at, 13.10.2008)